Deutscher Arbeitskreis für Familienhilfe

Arbeitskreis Deutsche Familienhilfe

Inhaltsverzeichnis Grußwort Schirmherr Winfried Kretschmann Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg Vorwort Klemens Wehr Vorsitzender Deutscher Arbeitskreis für Familienhilfe e. V. Grußworte: Manfred Lucha MdL, Minister für Soziales und Integration Baden-Württemberg, Felix Schreiner MdB, Kerstin Andreae MdB, Bettina Hagedorn MdB, Bürgermeister der Klinikstandorte im Schwarzwald, Bürgermeister Bordelum, Jutta Pagel-Steidl, Thomas Jorberg und Wilfried Münch, Jürgen Imm und Martin Dorer, Thomas Bodmer, Lutz Kaiser, Matthias Kundy Historie 60 Jahre Deutscher Arbeitskreis für Familienhilfe e. V. Wir sind dann mal weg Mutter- / Vater-Kind-Kuren = Rehabilitation und Prävention Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Tannenhof in Todtnauberg im Südschwarzwald Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Münstertal in Staufen am Fuße des Südschwarzwaldes Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Schuppenhörnle in Feldberg-Falkau im Südschwarzwald Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Ursee in Lenzkirch im Südschwarzwald Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Norderheide in Bordelum nahe der Nordseeküste Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Seefrieden in Dahme an der Ostsee Indikationen, Diagnostik und therapeutische Anwendungen Unsere Abteilungen: Medizinische Abteilung, psychosoziale Abteilung, physiotherapeutische Abteilung, Hauswirtschaft und Haustechnik, Küche, Verwaltung und Freizeit, Kinder- und Jugendpädagogik Erfahrungsbericht Mutter- / Vater-Kind-Kur Die Beratungsstellenarbeit Arzt in einer Mutter-/Vater-Kind-Reha Einrichtung Persönlicher Erfahrungsbericht von Dr. Ing. Dipl. Phys. Wolfgang Fengels Energie- und Umweltmanagement Maßnahmen seit 2008 von Frank Moosmann Engagement für mehr Gesundheit Maßnahmen seit 2017 und den Vorjahren Das Belegungsteam in Kirchzarten Spenden 2 3 4 18 20 24 30 36 42 48 54 60 61 68 70 72 74 76 77 77 1

Grußwort Der Deutsche Arbeitskreis für Familienhilfe e.V. hat in diesem Jahr einen Grund zu feiern: sein 60-jähriges Jubiläum. Zu diesem Ereignis gratuliere ich auch im Namen der Landesregierung sehr herzlich. Hier können die Patientinnen und Patienten in einer entspannten und entschleunigten Umgebung wieder zu Ruhe und Kraft finden, um die Krisen und Probleme in ihrem Alltag gestärkt zu bewältigen. Die steigende Mobilität, das Internet und die Digitali- sierung sowie veränderte gesellschaftliche Bedürfnisse verlangen von Familien heutzutage viel Flexibilität in der Lebensplanung: Neben Berufsalltag, Kinderer - ziehung und immer häufiger auch die Betreuung und Pflege älterer Familienmitglieder gilt es, Berufs- und Familienleben zu vereinbaren. In vielen Fällen stellt das betroffene Menschen vor Probleme und hohe Belas- tungen. Sie sind gestresst, fühlen sich überfordert und antriebslos. Nicht selten hat dies ernste gesundheit - liche Folgen. Daher sind Institutionen wie der Deutsche Arbeitskreis für Familienhilfe e.V. eine wichtige Unterstützung für Menschen in schwierigen Lebensumständen. In den auf Mutter-Vater-Kind Kuren spezialisierten Fach - kli niken des Deutschen Arbeitskreises für Familienhilfe ermöglichen sie Betroffenen frühzeitig Hilfestellung. Dafür, dass sie sich engagiert und fachkundig seit 60 Jahren für Familien in schwierigen Lebenslagen einsetzen, danke ich allen Mitarbeiterinnen und Mitar- beitern des Deutschen Arbeitskreises für Familienhilfe aus drücklich. Ihnen und Ihren Einrichtungen wünsche ich auch in Zukunft viel Erfolg bei Ihrer wichtigen und verantwortungsvollen Aufgabe. Winfried Kretschmann Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg 2

Vorwort 60 Jahre Deutscher Arbeits- kreis für Familienhilfe e. V. Vom Gründungsjahr 1958 bis in das Jahr 2018 kann der Deutsche Arbeitskreis für Familienhilfe e. V. auf eine 60-jährige Geschichte zu- rückblicken. In diesen sechs Jahrzehnten bildet die Beschäftigung mit der sozialen und gesundheitlichen Situation von Familien in Deutschland das Grundanliegen für den Deutschen Arbeitskreis für Familienhilfe. In diesen Jahren gründete er stationäre Einrichtungen mit dem Ziel, Ort der Regeneration für Familien zu sein. Stationäre Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen mit einem komplexen Behandlungsangebot für Mütter/Väter und Kinder entwickelten sich und sind heute anerkannte Angebote der gesetzlichen Kranken- kassen in Deutschland. Einmalig und einzigartig in den Sozialversicherungs- systemen Europas und der Welt konnten sich in Deutschland Mutter/Vater-Kind-Maßnahmen in Form von Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen entwi- ckeln. Für diese Errungenschaft sind wir dankbar und danken allen gesellschaftlichen Gruppen, die diese Entwicklung ermöglichten. Unsere Gesellschaft eint die Erkenntnis, dass Gesund- heit und Gesunderhaltung der einzelnen Mitglieder einer Familie einen hohen Stellenwert aufweist. Für dieses Ziel leiten wir in Form von Vorsorge- und Reha- bilitationsmaßnahmen einen Beitrag. Die Bedeutung unserer Maßnahmen steigt, gerade auch für Bevölke- rungsgruppen, die in prekären Verhältnissen leben. Ohne Visionen, Engagement und Weiterentwicklung nach Rückschlägen hätte der Verein sich nicht zu einem anerkannten Träger von Fachkliniken mit Bera- tungsstellen entwickeln können. Mitarbeiterschaft, Vereinsmitglieder, Kooperationspartner, Kostenträger haben den Deutschen Arbeitskreis für Familienhilfe e. V. zu dem gemacht, was er heute nach außen darstellt. Sicher ist der Erfolg eines Unternehmens abhängig von äußeren Gegebenheiten, aber die tragende Säule für den Erfolg ist unsere Mitarbeiterschaft, die den Verein über Höhen und Tiefen prägte und begleitete. Wenn wir auf diese 60-jährige Geschichte zurückbli- cken, bedanken wir uns bei allen Menschen, die diesen Erfolg bis heute möglich machen. Vor der Zukunft muss uns nicht bange sein, wenn wir den Unterstützung und Antwort suchenden Menschen in unseren Einrichtungen nicht aus dem Auge verlieren und unsere Gesundheitsangebote weiterhin wichtige Hilfestellungen für Mütter, Väter und Kinder leisten können. Wenn dieser Blickwinkel trotz steigender behördlicher und teils bürokratischer Auflagen nicht verloren geht, können wir mit Zuversicht in die Zukunft blicken. Wir sind stolz, in den letzten 60 Jahren keine Betriebs- teile an externe Dienstleistungsunternehmen weiterge- geben zu haben und sehen dies als eine Grundlage zu einer hohen Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit. Klemens Wehr Vorsitzender Deutscher Arbeitskreis für Familienhilfe e.V. 3

Grußworte Seit seiner Gründung vor rund 60 Jahren unterstützt der Deutsche Arbeitskreis für Familienhilfe e.V. Familien mit unterstützenden und hel- fenden Gesundheitsmaßnah- men. Seit 1961 sind Sie sozu- sagen die Wiege der Eltern- Kind-Kuren in Deutschland. Die Besonderheit Ihres Vereins ist, dass Sie als Träger sowohl Beratungsleistungen als auch den Aufenthalt in Fachkliniken in Ihrem Angebot vereinigen. Ihr auf die persönliche Lebenssituation von Eltern abgestimmtes Angebot leistet Vorbildliches, insbesondere für Eltern von Kindern mit schweren und schwersten Behinde- rungen. Gerade auch Eltern dieser Kinder haben besondere Bedürfnisse und benötigen spezielle Kurplätze, die auf sie ausgerichtet sind. Die Nachfrage nach dieser Form von Vorsorge- oder Reha-Maßnahmen ist in Deutschland immens. Wartezeiten von bis zu einem Jahr auf einen Platz sind keine Seltenheit. Daher danke ich dem Träger, dass er durch seinen Erweite- rungsbau im Jahr 2017 mit weiteren 34 barrierefreien und rollstuhlgerechten Appartements in seiner Fach- klinik Münstertal die Bedarfslücke für Eltern von Kindern mit schweren und schwersten Behinderungen weiter verkleinert hat. Ich habe großen Respekt vor der enormen Verant- wortung und den Leistungen, die Eltern mit einem pflegebedürftigen Kind oder einem Kind mit Behin- derung auf sich nehmen. Meist ist dies mit hohen körperlichen und seelischen Belastungen verbunden. Doch Eltern und in vielen Fällen auch Geschwister stellen in dieser Situation oft ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten des Kindes mit Behinderung zurück. Das kann die Erschöpfung und damit die Notwendigkeit einer Auszeit verstärken. Ein Kuraufenthalt kann helfen, mit der höheren Belastung besser zurechtzukommen und wirksame Strategien für die Bewältigung von Problemen oder Konflikten zu entwickeln. Auf diese Weise kann der Kuraufenthalt eine spürbare Entlastung für den weiteren Alltag der Familie bewirken. Denn um seine Kinder liebevoll pflegen und betreuen zu können, müssen Eltern auch für sich selbst gut sorgen. Ich bin mir sicher, dass durch die Arbeit des Arbeitskreises Familienhilfe e. V. und seiner Fachkliniken die hohen Belastungen von Eltern bzw. Familien gemildert werden können. Politik und Gesellschaft sind aufgefordert, die Fami- lienpolitik kontinuierlich und konsistent so weiterzu- entwickeln, dass sie stets zur jeweiligen Lebenswirk- lichkeit der Menschen passt. Wir müssen die Rah- menbedingungen so gestalten, dass Erwerbs- und Sorgearbeit im gesamten Lebensverlauf für alle, die dies wünschen, vereinbar sind. Für diesen vorbildlichen, wichtigen und wertvollen Einsatz danke ich dem Deutschen Arbeitskreis für Familienhilfe e. V. von Herzen und wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute. Manfred Lucha MdL Minister für Soziales und Integration Baden-Württemberg 4

Den Verantwortlichen des Vereins Deutscher Arbeitskreis für Familienhilfe e.V. und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gilt ein herzliches Dankeschön für die Hilfe, die sie den Betroffenen zukommen lassen. Mit Empathie und einem klaren Konzept, das die Stärkung der Individuen als auch die Stärkung der Familien im Blick hat, werden den Familien Hilfe- stellung und Kraft für die Bewältigung schwieriger Lebens situationen gegeben. Herzlichen Dank für Ihre Arbeit. Für das Jubiläum gratuliere ich allen Verantwortlichen und den Mitarbeitenden des Arbeitskreises herzlich und wünsche ihnen für die kommenden Jahre alles Gute. Felix Schreiner MdB Mitglied des Deutschen Bundestages CDU/CSU Der Deutsche Arbeitskreis für Familienhilfe feiert sein 60-jähriges Jubiläum, zu dem ich allen Verantwortli- chen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich gra- tuliere. Mit den Wünschen verbinde ich gleichzeitig ein besonders herzliches Dankeschön für das jahr- zehntelange intensive Engagement für Familien, Kinder, Mütter und Väter in unserem Land. Erwartungen wirtschaftlicher Unternehmen aber auch der Gesellschaft an Familien, Erziehende und Kinder nehmen seit Jahren zu. Strukturelle Veränderungen im Wirtschaftsleben und im gesellschaftlichen Bereich tragen ihr Übriges dazu bei. Stress und ein Leben an der physischen und psychischen Belastungsgrenze von Müttern wie Vätern können die Folge sein. Leidtragende sind Familien, die Kinder und Eltern. Die Arbeit des Arbeitskreises für Familienhilfe e.V. unterstützt seit nunmehr 60 Jahren Erwachsene und Kinder in den schwierigen Situationen. Als Träger von Fachkliniken, Sozialdiensten und Beratungsstellen bietet der Verein ein umfassendes Netz an Hilfestellung. Das Angebot von Mutter-Vater-Kind-Kur, der Vorbe- reitung und der Nachsorge unterstützt Familien in schwierigen Lebenssituationen. Ich freue mich, dass ein großer Teil dieser bemerkenswerten Arbeit in Baden-Württemberg, im Hochschwarzwald stattfindet. 5

Grußworte Die Familie als wichtigste Säule unserer Gesellschaft stärken. Der Arbeitskreis für Familien- hilfe e.V. feiert dieses Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Gegründet von einigen enga- gierten Freiburger Bürgerinnen und Bürgern, die die uner- schütterliche Überzeugung teilten, Familien in Not zu helfen, ist der daraus entstandene Arbeitskreis heute eine bundesweit beheimatete Institution, die tatkräftig die Säulen unserer Gesellschaft, unsere Familien, (unter-) stützt. Vom Schwarzwald bis zur Nordseeküste bietet sie dem kleinen sozialen Gefüge wohltuende Gesundheitsmaßnahmen an und trägt somit wesentlich zum Wohlergehen der vielen Mütter, Väter und Kinder in Deutschland bei. Waren 1958 die familiären Probleme allen voran durch die Nachkriegszeit geprägt, sind diese heute im Wesentlichen ein Resultat der sich umstrukturierenden Familie der Moderne in einer sich rasch wandelnden und hoch anspruchsvollen Welt. Viele Familien kämpfen mit enormen Belastungen, von allen Seiten. Einerseits wächst der finanzielle Druck und mit ihm die existenziellen Ängste: Kinder- und somit Familienarmut sind ein stetig wachsendes Phänomen, nicht zuletzt auch wegen Faktoren wie Prekarisierung von Arbeit, steigenden Wohnkosten und fehlender finanzielle Hilfen. Hier zeigt sich eine Gesellschaft der zwei Gesichter, in der trotz einer hervor- ragenden Wirtschaftslage ein Teil der Gesellschaft vom wachsenden Wohlstand abgehängt und jedes fünfte Kind von Armut bedroht ist. Familien und Alleinerziehende sind davon in besonderem Maße betroffen. Zum anderen wandelt sich das Familienbild seit Jahr- zehnten stark. Die Rollenbilder von Müttern und Vätern sind längst nicht mehr dieselben wie zur Gründungszeit des Deutschen Arbeitskreises für Familienhilfe. Die Familienmodelle sind vielfältiger geworden, ebenso wie die zu bewältigenden Aufgaben der Eltern. Ange- fangen bei der Erziehung, die dem zunehmenden gesellschaftlichen Anspruch unterliegt, die eigenen Kinder perfekt fördern zu müssen, über die Höchstbe- lastung von Alleinerziehenden bis hin zu immer noch bestehenden geschlechtsgebundenen Hürden. Alle Auf- gaben und Herausforderungen müssen zeitgleich bewältigt werden: Kindererziehung, Haushalt, Partnerschaft, Pflege und vieles mehr. Die gesellschaftlichen Rahmenbindungen haben sich selten bis gar nicht an die tiefgreifenden Veränderungen in der Familie angepasst. Das ist ein großes Problem und muss auch von der Politik begriffen und angepackt werden. Politik und Gesellschaft müssen indes bei der Bewältigung dieser Aufgaben Hand in Hand gehen. Eltern müssen unterstützt und entlastet werden, um nicht zuletzt das Wohlergehen der Kinder zu sichern, die unsere Zukunft sind. Damals wie heute ist die Arbeit des Deutschen Arbeits- kreises für Familienhilfe e.V. deshalb unerlässlich. Sie unterstützt und stärkt die wichtigsten Säulen unserer Gesellschaft. Sie hilft Familien, die Belastungen des Alltags zu tragen und sich für zukünftige Aufgaben zu wappnen. Sie begleitet sie bei der Bewältigung ihrer in- dividuellen Herausforderungen und ermöglicht ihnen eine wirkungsvolle Erholung. Gerade auch für Familien in besonderen Lebensumständen, Familien mit behinderten oder mehrfachbehinderten Kindern ist der Deutsche Arbeitskreis für Familienhilfe e.V. eine außergewöhnliche Unterstützung mit einem äußerst vielfältigen Angebot. Vielen Dank an die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Deutschen Arbeitskreises für Fami- lienhilfe e.V. und meine herzlichen Glückwünsche zum 60-jährigen Bestehen. Kerstin Andreae Mitglied des Deutschen Bundestages Bündnis 90 / Die Grünen 6

Liebe Mitglieder des deutschen Arbeitskreises für Familienhilfe, am 5. Mai findet das 60-jäh- rige Jubiläum Ihres Vereins in Kirchzarten statt. Über die Ein- ladung habe ich mich sehr ge- freut, obwohl ich dieser leider persönlich nicht nachkommen kann und seit kurzem als Par- lamentarische Staatssekretärin von Finanzminister Olaf Scholz terminlich eng eingebun- den bin. Es ist mir aber eine Herzensangelegenheit, mit einem Grußwort einen kleinen Beitrag zu Ihrem Jubiläum zu leisten und Ihnen für diesen Festtag und für Ihre wei- tere Arbeit als Deutscher Arbeitskreis für Familienhilfe alles erdenklich Gute zu wünschen. Sie leisten seit 60 Jahren mit großem Engagement enorm viel für den Zusammen- halt und die Stabilität von Familien und sind ein unver- zichtbarer Teil der sozialen Arbeit in unserer Gesellschaft. Als Bundestagsabgeordnete aus Schleswig-Holstein habe ich seit 2002 die wertvolle Arbeit von Einrichtungen für die Unterstützung und Regeneration von Familien mit Kindern in Belastungssituationen intensiv „im Blick“, denn in meiner Heimat in Ostholstein an der Ostsee gibt es tra- ditionell besonders viele „Mutter-Vater-Kind-Kureinrich- tungen“, die in verschiedensten Trägerschaften eine sehr wertvolle Arbeit für Familien leisten. Deshalb war ich be- sonders froh, dass es uns Bundestagsabgeordneten 2007 endlich gelang, einen Rechtsanspruch auf solche Kuren für betroffene Eltern erstmalig gesetzlich zu verankern. Doch in den darauffolgenden Jahren mussten wir fest- stellen, dass die Krankenkassen sehr trickreich versuchten, diesen neuen Rechtsanspruch auf dem Rücken der bean- tragenden Mütter und Väter aus Gründen der „Kostener- sparnis“ zu verweigern. Als langjähriges Mitglied im Haushalts- und Rechnungs- prüfungsausschuss beantragte ich deshalb im Oktober 2010, dass der Bundesrechnungshof diese „Bewilligungs- praxis“ der Krankenkassen kritisch darauf überprüfen möge, ob der gesetzlich garantierte Rechtsanspruch der Familien tatsächlich von ihnen umgesetzt wurde, denn im Jahr 2009 bestätigte die Statistik, dass die Vergabe solcher Kuren einen neuen Tiefpunkt erreicht hatte und inzwi- schen auch viele Kureinrichtungen mangels Auslastung in existenzielle Nöte gekommen waren. Als der Bundesrech- nungshofbericht im Mai 2011 das Parlament erreichte, bestätigte er die schlimmsten Erwartungen von uns Abgeordneten: Unzählige Fälle von „Willkür der Kranken- kassen“ wurden akribisch dokumentiert, in der Regel war den Eltern und Kindern trotz Rechtsanspruch die notwen- dige Kur verweigert worden, die Statistiken der Kranken- kassen wichen bis zu 40 % von den tatsächlichen Bewilligungen ab, die Verwaltungspraxis der Krankenkas- sen im Umgang mit Mutter-Vater-Kind-Kuren war intransparent und eine Gleichbehandlung der Versicherten keinesfalls gewährleistet. Die mediale Resonanz war über- wältigend – die vom Bundesrechnungshof aufgedeckte Praxis der Krankenkassen wurde als „Skandal“ in allen wichtigen Medien angeprangert. Der „Spiegel“ schrieb von „Willkür und Beliebigkeit“ bei den Krankenkassen und auch „Frontal 21“ stellte die Schicksale von betroffenen Eltern in den Mittelpunkt. Damit stieg 2011 endlich spürbar der Handlungsdruck auf die Regierung, die sich nach anfänglichem Zaudern im Februar 2012 endlich genötigt sah, eine Neufassung der Richtlinie zur Bewilligungspraxis der Krankenkassen vorzustellen – der entscheidende Schritt in die richtige Richtung. Seitdem steigen die Belegungszahlen in den Kurkliniken entsprechend – Familien können endlich uneingeschränkt von ihrem Rechtsanspruch auf Kur und Regeneration Gebrauch machen und der Bundesrech- nungshof behält „im Blick“, dass es bei den Krankenkas- sen keine erneuten, rechtswidrigen „Einsparungen durch die Hintertür“ gibt. Ich denke, dass dieses Beispiel bis heute zeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit von Politik, Betroffenen, Vereinen, Verbänden und Trägern ist und dass wir diese vertrauensvolle Kooperation auch zukünftig zum Wohle der Menschen pflegen müssen. Für Ihr heutiges Jubiläum wünsche ich Ihnen gutes Gelingen! In diesem Sinne grüßt Sie herzlich Ihre Bettina Hagedorn Mitglied des Deutschen Bundestages SPD 7

Grußworte der Bürgermeister Seit 60 Jahren für Familien da. Die Zusammenführung und Erholung von Familien Strafgefangener, die auf wenig staatliche Hilfe zurückgreifen konnten – dies war die ursprüngliche Ziel setzung bei der Gründung der Arbeitsgemein- schaft „Familienhilfe“ 1958. Bald schon dehnte die lienhilfe e.V. den Tannenhof gleich nach Erwerb in ein großes, modern eingerichtetes Familien-Ferienheim. Bemerkenswert ist, dass Helfer des internationalen Zivildienstes aus 7 Nationen beim Bau freiwillig und unentgeltlich mithalfen. Weitere Erholungseinrichtun- gen und Fachkliniken kamen in den Folgejahren hinzu. ab 1961 als Verein agierende Arbeitsgemeinschaft Mutter-Kind-Maßnahmen auf alle Personenkreise Staufen, Standort der Fachklinik Münstertal aus, die entsprechenden Bedarf hatten. Inzwischen kann der Deutsche Arbeitskreis für Familienhilfe e. V. auf 60 erfolgreiche Jahre zurückblicken. Wir Bürger- meister der Schwarzwälder Standortgemeinden der vier Fachkliniken sowie des Vereins in Kirchzarten freuen uns über dieses Jubiläum und gratulieren sehr herzlich! Todtnau-Todtnauberg, Standort der Fachklinik Tannenhof 1966 nahm der Arbeitskreis mit der Stadt Staufen Kontakt auf, um über den Erwerb eines Grundstücks für ein Erholungsheim zu verhandeln. Für Staufen spra- chen die landschaftliche Lage mit mildem Reizklima einerseits sowie die Anbindung an die Wintersportge- biete im Schwarzwald und die Kurangebote in Bad Krozingen andererseits. In Staufen empfing man den Arbeitskreis mit offenen Armen: schon vier Wochen nach der ersten Anfrage war ein Bauplatz ausgewiesen; im Frühjahr 1969 konnte das Heim eingeweiht werden. Die „Fachklinik Münstertal“ ist seitdem Staufens größ- ter Beherbergungsbetrieb und erreicht heute jährlich rund 40.000 Übernachtungen. Mit rund 130 Arbeits- plätzen ist der Arbeitskreis ein bedeutender Arbeitgeber. Der zu Beginn des Jubiläumsjahrs 2018 eingeweihte Erweiterungsbau, der mit einem Kostenaufwand von Den Beginn im Schwarzwald machte bereits 1961 das Familienerholungsheim Haus Tannenhof in Todtnau- berg, das damit durchaus als Wiege der Eltern-Kind- Kuren in Deutschland bezeichnet werden kann. Ursprünglich für die Erholung für Kinder aus Industrie- gebieten erbaut, erweiterte der Arbeitskreis für Fami - 8

Lenzkirch. Standort der Fachklinik Ursee über 7 Millionen Euro errichtet wurde, ermöglicht neben der klassischen Mutter/Vater-Kind-Kur die Betreuung von Familien mit behinderten Kindern. Damit wurde die erfolgreiche Fachklinik um ein quali- tativ hochstehendes, in Deutschland in nur wenigen Einrichtungen vorhandenes Angebot erweitert. Feldberg-Falkau, Standort der Fachklinik Schuppenhörnle Seit Jahrzehnten ist die Klinik am Schuppenhörnle ein nicht mehr weg zu denkender Bestandteil des Ortsteils Falkau. Tausende von Kindern und Müttern lernten die gesunde Umgebung des Schwarzwaldes kennen und fanden Genesung. Viele von ihnen kamen später als regelmäßige Urlauber zu uns in den Hochschwarzwald zurück. Die Klinik Schuppenhörnle ist seit Beginn beliebter und zuverlässiger Arbeitgeber in Feldberg, trägt wesentlich zur Wertschöpfung im Ort bei und ist einer der am längsten existierenden Großbetriebe. Gratulation und Dank dem Arbeitskreis für 60 Jahre Einsatz für die Eltern und Kinder unserer Gesellschaft! Das wohl jüngste „Kind“ der Fachkliniken im Schwarzwald des Arbeitskreises für Familienhilfe e.V. hat seinen Sitz im Heilklimatischen Kurort Lenzkirch. Das Haus Ursee war vor seiner Nutzung als Eltern-Kind-Klinik ein Hotel in schöner Lage am Rande des gleichnamigen Natur- schutzgebietes im idyllischen Urseetal. Im Jahr 1994 vom heutige Träger übernommen und im Jahr 2000 um einen Therapiepark mit Schwimmbad, Sport- und Therapie- räumen erweitert, ist die Eltern-Kind-Klinik heute eine wichtige Gesundheitseinrichtung in der Gemeinde, die auch regelmäßig Preisträger im Landeswettbewerb „Familienferien Baden-Württemberg“ ist. Zum Jubiläum wünschen wir alles Gute und danken herzlich für die wichtige Arbeit zum Wohle unserer Familien. Als Sitzgemeinden von Fachkliniken des Arbeits- kreises für Familienhilfe e.V. nehmen wir tagtäglich die wertvolle Arbeit wahr, die sowohl im Arbeitskreis und besonders auch in den Einrichtungen selbst geleistet wird. Wir freuen uns, dass wir mit unserer Infrastruktur einen Beitrag zur Erholung und Gesun- dung von Familien und damit unserer Gesellschaft leisten können und werden dies im Rahmen unserer Möglichkeiten auch künftig gerne weiterhin tun! Andreas Wießner, Bürgermeister Todtnau. Michael Benitz, Bürgermeister Staufen. Stefan Wirbser, Bürgermeister Feldberg im Schwarzwald. Reinhard Feser, Bürgermeister Lenzkirch. Andreas Hall, Bürgermeister Kirchzarten. 9

Grußworte Ein Gruß aus Bordelum Am 5. Mai 2018 wird in Kirchzarten gefeiert, eine Erfolgsgeschichte wird 60 Jahre jung. Vor 60 Jahren haben weise Vereinsgründer den Mut und die Idee ge- habt, den Deutschen Arbeitskreis für Familienhilfe e.V. im Schwarzwald zu gründen. Hier ist die Geburts- stätte der Mutterfirma. Über die Jahre und die Jahr- zehnte ist die Familie der Kureinrichtungen tüchtig gewachsen, und sie ist dabei jung und attraktiv geblieben. Als Bürgermeister des nördlichsten Famili- enmitgliedes, nämlich der Gemeinde Bordelum, dicht an der Nordsee, möchte ich die herzlichsten Glück- wünsche zu ihrem Jubiläum übermitteln. Seit 1958 bestehend, in Bordelum seit 1990 ansässig, möchte ich als „junges Familienmitglied“ meinen Dank und meine Anerkennung für die über Jahr- zehnte gewachsene vertrauensvolle Zusammenarbeit, anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten, übermitteln. Anstehende Aufgaben und Fragestellungen, wie z.B. die Erweiterungen und Modernisierungen des Kurbe- triebes wurden pragmatisch und einvernehmlich er- folgreich umgesetzt. Das ist bis heute so geblieben, die Tradition des guten Miteinanders zwischen Ver- einsleitung und Standortkommune wird mit dem Herrn Wehr junior als Vorsitzender des Deutschen Arbeitskreises e.V. erfolgreich und kompetent in die- sem Sinne weitergeführt. Sie (wir) sind eine große Familie, die vielen Familien Hilfe und Stabilität gibt, bei den unterschiedlichsten Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen. Unter- stützt werden sie von einer großen, hoch motivierten Mitarbeiterfamilie, die täglich ihr Bestes gibt. Die Gemeinde Bordelum wünscht der Festveranstal- tung einen guten Verlauf und dem deutschen Arbeits- kreis eine erfolgreiche Zukunft mit vielen zufriedenen Kurteilnehmern. Schon zu Zeiten des Herrn Wehr senior wurden die Kontakte mit der Gemeinde, intensiv und sich auf Augenhöhe begegnend, gepflegt und gefördert. Peter Reinhold Petersen Bürgermeister Gemeinde Bordelum (Schleswig-Holstein) Blick über das Gelände der Fachklinik Norderheide in Bordelum. 10

Glück kann man teilen. Sorgen auch. „Hilfe, mein Kind ist behindert!“ Eine Behinderung stellt Eltern vor besondere Herausforderungen. Viele Familien erleben radikale Umbrüche, nicht selten sogar eine Wende in ihrem Leben. Das Leben mit einem Kind mit Behinderung bedeutet vielfach auch Arztbesuche, Therapien, Krankenhausaufenthalte, persönliche Einschränkungen, viel Zeit und Bürokratie für die Bewilligung von Heil- und Hilfsmitteln, Pflege, Familienentlastung und vieles mehr. Einfach ist es nie. Familien leisten den weitaus größten Teil der notwen- digen Förderung und Betreuung behinderter Kinder. Doch der Alltag mit behinderten Kindern stellt Eltern vor ganz besondere Herausforderungen. Auf den Schul- tern der Eltern liegt sehr viel Verantwortung, die Mütter und Väter durchaus an die eigenen persönlichen Grenzen bringen. Mutter-/Vater-Kind-Kuren bieten Hilfen, wenn sich Mütter und Väter ausgebrannt, körperlich und seelisch erschöpft oder überfordert fühlen. Eltern wissen, dass sie stark sein müssen, um ihr Kind mit Behinderung zu versorgen — doch der Druck, der auf sie lastet, ist oft so groß, dass eine eigene Erkrankung eine Folge ist. Ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat der Deutsche Arbeitskreis für Familienhilfe. Er ist damit ein langjäh- riger Wegbegleiter, der „einfach da ist“ - und hoffent- lich noch auf lange Zeit „einfach da ist“. Die Fachkliniken — insbesondere die Fachklinik Münstertal in Staufen — sind wertvolle „Krafttankstellen“ für Familien mit Kindern mit schweren und mehrfachen Behinderungen. Denn wo kann man sonst einmal los lassen, Sorgen teilen und neuen Schwung für den Alltag gewinnen? Sechs Jahrzehnte Hilfen für besondere Familien – wenn das kein Grund zum Feiern ist? Für uns ist es vor allem auch ein Grund zum „Danke“-sagen. Danke, dass Sie die Kraft, den Mut und den Willen haben, sich der Herausforderung zu stellen, „Krafttankstellen“ für besonders belastete Familien zu betreiben. Einfach ist es nie. In diesem Sinne: herzlichen Glückwunsch zum 60-jährigen Jubiläum! Ad multos annos! „Glück kann man teilen. Sorgen auch.“ 1966 schlossen sich Eltern behinderter Kinder zu unserem Landesver- band zusammen. Sie wussten, dass man in Gemein- schaft mit anderen Vieles erreichen kann. Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg e.V. 11

Grußworte Es besteht eine große Nachfrage an Reha- und Vor- sorgemaßnahmen für Familien mit schwer- und schwerstbehinderten Kindern. Der trockene wirt- schaftswissenschaftliche Begriff „Nachfrage“ heißt in diesem Fall konkret übersetzt: Individuelle, menschli- che und gesellschaftliche Not, der durch die richtige Unterstützung abgeholfen werden kann. Die Arbeit der Familienhilfe antwortet tätig auf diesen Bedarf und stellt für die Eltern und Kinder – in einer fordernden und teilweise überfordernden biographi- schen Phase – eine kaum zu überschätzende Unter- stützungsleistung dar. Wir sind stolz, dass wir zu diesem großartigen mensch- lichen Projekt beitragen können, indem wir das nötige Kapital für die Erweiterung der Fachklinik Münstertal bereitstellen. Mit der Finanzierung des zum Jahresbe- ginn eingeweihten Neubaus konnte das Angebot der Fachklinik verdoppelt und somit auch die gesellschaft- liche Wirkung dieser wertvollen Arbeit am Menschen deutlich ausgebaut werden. Doch wo kommt das Geld eigentlich her? Die GLS Bank hat hier im Grunde nur eine Brückenfunktion: Wir übersetzen die Einlagen unserer Kunden in Kre- dite, die soziale, ökologische und nachhaltige Initiati- ven und Projekte verwirklichen helfen. Wir verstehen Geld dabei als wirkmächtiges gesellschaftliches Gestal- tungsmittel, das – wenn es bewusst eingesetzt wird – zum Wohl der Menschen und der Welt beitragen kann. Wir beglückwünschen die Familienhilfe herzlich zu Ihrem 60-jährigen Bestehen! Es ist nicht zuletzt eine enorme unternehmerische Leistung, die sich in dem nachhaltigen Erfolg des Vereins beweist und die große Anerkennung verdient. Wir freuen uns darauf, die Familienhilfe langfristig in die Zukunft zu begleiten. Thomas Jorberg Vorstandssprecher Wilfried Münch Regionalleiter 12

Mit großer Freude gratulieren wir Ihnen anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Deutschen Arbeitskreises für Familienhilfe e.V. sehr herzlich und bedanken uns gleichzeitig für die hervorragende und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Die von Ihnen seit 60 Jahren mit viel Engagement und Erfolg wahrgenommene Aufgabe wird auch in Zukunft weiter uns alle angehen. Der Deutsche Arbeitskreis für Familienhilfe e. V. ist selbstverständlicher Teil des Gemeinwesens vom Schwarzwald bis an die See und leistet in seinen sechs Fachkliniken mit seinen Mutter-/Vater-Kind-Kuren einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag für ein Leben inmitten der Gesellschaft. Dieses „Mitten drin“ sein verbindet den Deutschen Arbeitskreis und das Bankhaus Mayer in Freiburg in besonderer Weise. So gratulieren Vorstand, Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter dem Deutschen Arbeitskreis für Familienhilfe e. V. sehr herzlich zum 60-jährigen Bestehen. 60 Jahre sind eine lange Zeit, in der sich viel ereignet. Auch der Deutsche Arbeitskreis für Familienhilfe hat in seiner Arbeit viele Veränderungen erlebt bzw. hin- nehmen müssen. So musste vor gut 13 Jahren in einer schwierigen Phase die Hausbank gewechselt werden und es war für uns, als persönlich beratende Bank vor Ort, selbstverständlich, diesen Part als starker finan- zieller Partner zu übernehmen. Seefrieden in Dahme, sowie die sehr gelungene Moder- nisierung und Wiedereröffnung der Mutter-/Vater- Kind-Fachklinik Münstertal in Staufen. Wir wünschen allen beim Deutschen Arbeitskreis für Familienhilfe engagierten Personen eine weiterhin er- folgreiche Arbeit, alles Gute und Gottes Segen. Wir bedanken uns recht herzlich für die jahrelange her- vorragende und vertrauensvolle Zusammenarbeit und sind weiterhin gerne für den Deutschen Arbeitskreis für Familienhilfe da. Wenn eine Form der Ausprägung von Inklusion das unvoreingenommene Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung bedeutet, dann ist der Deut- scher Arbeitskreis für Familienhilfe ein guter Wegbe- reiter und Wegbegleiter in eine inklusive Gesellschaft von morgen. Auch mussten die Einrichtungen immer wieder auf den neusten Stand gebracht werden, um den Anforderun- gen der Sozialversicherungen gerecht zu werden. Bestes Beispiel ist hier der Neubau der Eltern-Kind-Fachklinik Jürgen Imm Vorstand Martin Dorer Firmenkundenberater 13

Grußworte Bei den Mutter-Vater-Kind-Maßnahmen steht der Elternteil mit seinen Belastungen im Mittelpunkt. Diese zeigen sich oft in den dargestellten Mehrfach- rollen durch Familie und Beruf bedingt. Natürlich wird während der Maßnahme auch jedes Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen und der Interaktion mit dem Elternteil eingeschlossen. Die interdisziplinäre Behandlung erfolgt qualitätsbasiert mit hohem Anspruch. Zum 60-jährigen Bestehen des Deutschen Arbeitskrei- ses für Familienhilfe e.V. gratuliert die DAK-Gesund- heit herzlich und dankt für die vertrauensvolle Zusammenarbeit zum Wohl der Mütter, Väter und Kinder sowie deren Familien. Wir freuen uns auf die Fortsetzung der Partnerschaft in einer bewegten Gesellschaft. Thomas Bodmer Vorstandsmitglied der DAK-Gesundheit Die DAK-Gesundheit ist ihren Versicherten gegenüber ein verlässlicher Partner in allen Fragen der persönli- chen Gesundheit und Pflege. Dabei zeigt sich die DAK-Gesundheit auch aktiv und verantwortlich in Fragen der gesundheitspolitischen Gestaltung. Auf- grund der demographischen Entwicklung ist es auch zunehmend bei den vielen Herausforderungen im Bereich der Pflege und deren Strukturen wichtig. Der gesellschaftliche Wandel mit Einfluss auf das traditionelle Familienbild oder die Mehrfachaufgaben, bedingt durch Familie, Beruf und zunehmend Pflegeaufgaben der älteren Generation, prägen die Anforderungen an Rehabilitationskonzepte. Ebenso verändert die Digitalisierung rasant die wirtschaftliche Wertschöpfung, die Entwicklung der Informationsge- sellschaft und damit auch die Chancen für Anbieter und Angebote der Gesundheitswirtschaft. In diesem Rahmen sind elastische Partnerschaften vorteilhaft, die die Erwartungen aller Beteiligten erfüllen. Der DAK-Gesundheit ist wichtig, dass allen Mitgliedern ihrer Solidargemeinschaft die medizinisch notwendigen Leistungen in hoher Qualität und Wirt- schaftlichkeit angeboten werden können. Seit vielen Jahren verbindet die DAK-Gesundheit und den Deutschen Arbeitskreis für Familienhilfe e.V. eine enge Partnerschaft. 14

Die pronova BKK gratuliert dem Deutschen Arbeitskreis für Familienhilfe e.V. zu seinem 60. Jubiläum! Sicherlich tragen nicht nur die hohe Qualität der Behandlung in den modernen Therapiezentren des Arbeitskreises dazu bei, dass sich Eltern und Kinder dort wohlfühlen. Hinzu kommt eine ausgezeichnete Betreuung in den ausgewählten Häusern. Damit sind die besten Voraussetzungen geschaffen, nicht nur körperliche Beschwerden zu beheben, sondern auch die Seele zu streicheln. Das beeindruckende Jubiläum ist für die pronova BKK ein willkommener Anlass, dem Deutschen Arbeitskreis für Familienhilfe e.V. zu gratulieren und zugleich für die gute Zusammenarbeit zu danken. Für die Zukunft wünschen wir dem Verein, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin viel Erfolg, Glück und alles Gute! Lutz Kaiser Vorstand der pronova BKK Kinder sind ein großes Glück. Und doch kommen Eltern bei der Erziehung oft an ihre Grenzen – beson- ders dann, wenn das Kind oder die Eltern selbst unter einer Erkrankung leiden. Auch ständiger Druck und der Stress, Familie und Beruf zu vereinbaren, rufen bei Müttern und Vätern nicht selten Erschöpfung und Überlastung hervor. Damit die gesamte Familie wieder auf die Beine kommt und den Alltag genießen kann, dafür sorgt der Deutsche Arbeitskreis für Familienhilfe e.V. seit nunmehr sechs Jahrzehnten. Auch bei der pronova BKK hat die Familie einen besonderen Stellenwert. In keiner Lebenssituation ist individuelle Betreuung und Absicherung so wichtig wie in der Zeit der Schwangerschaft sowie im Klein- kind- und Kindesalter. Was hier versäumt wird, kann später nicht nachgeholt werden. Deshalb geht die pronova BKK konsequent den Weg einer Betreuung, die keine Lücken offen lässt. Mit dem Deutschen Arbeitskreis für Familienhilfe e.V. hat die pronova BKK einen starken Partner zum Wohle der bei ihr versicherten jungen Familien gefunden. So verbindet die Krankenkasse mit dem Verein seit vielen Jahren eine intensive und erfolgreiche Zusam- menarbeit im Bereich der Eltern-Kind-Kuren. 15

Grußwort 15 Jahre alt ist das Partnerprogramm des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. 20 Jahre alt wird das größte Nationalpark-Infozentrum, das Multimar Wattforum in Tönning, 2019. 25jähriges Jubiläum feierte unser Partner Fachklinik Norderheide in Bordelum vor drei Jahren und ein Jahr später wurde unser Nationalpark 30 Jahre alt. Auch unsere Nationalpark-Partner sind ein – mittlerweile sehr umfangreiches – Netzwerk, zu dem die Fachklinik Norderheide seit 2011 gehört. Gemeinsam arbeiten wir daran, die Patienten für die einmalige Natur und die Schönheit des Wattenmeeres zu begeistern und bei ihnen das Interesse für den Nationalpark und das Weltnaturerbe zu wecken. Im Vergleich mit dem Arbeitskreis Familienhilfe e.V., dem Träger der Fachklinik Norderheide, sind das alles recht kurze Zeiträume: Die Nationalparkverwaltung gratuliert dem Arbeitskreis ganz herzlich zum 60 jäh- rigen Bestehen. Bei der Gründung hatte sich der Arbeitskreis vorge- nommen, die schwächsten Familien in gesundheitlichen und finanziellen Notlagen zu unterstützen. Daraus entwickelte sich bald ein deutschlandweites Netzwerk von Kliniken, in denen Mutter-/Vater-Kind-Kuren angeboten werden. Die Nationalparkverwaltung wünscht dem Arbeitskreis Familienhilfe noch viele weitere erfolgreiche Jahre und freut sich auf eine ebenso erfolgreiche weitere Partnerschaft mit der Fachklink Norderheide. Matthias Kundy Fachbereichsleiter Kommunikation und Nationalpark-Partner 16

Historie Eine kurze Chronik der Geschichte des Vereins Das Thema „Aufwertung der Erziehungsarbeit in den Industriestaaten“ wurde Mittelpunkt der eigenen Öffentlich- keitsarbeit. 1962 Mutter-/Vater-Kind-Kuren Als erste Institution in der Bundesrepublik Deutschland: Beginn von Mutter-/Vater-Kind-Kuren in eigenen Einrich- tungen. 1964 Einrichtung der ersten Erziehungs- und Eheberatungsstelle in Freiburg. 1965 Besuch des Bundesfamilienministers Bruno Heck in Todt nau - berg. 1982 – 1984 Aufbau eigener Sozialdienste bzw. Beratungsstellen als Antwort auf den beginnenden Abbau karitativer Beratungs- stellen – und der zwingenden Notwendigkeit, qualifizierte Beratung und Hilfestellung anzubieten. 1988 Klemens Wehr wird zum Geschäftsführer des Vereins berufen. 1998 Ausrichtung des 1. Europäischen Kongresses für eine „Aufwertung der Erziehungsarbeit“ in der Frankfurter Pauls- kirche und im Römer. Mit den Hauptrednern Ministerpräsi- dentin Heide Simonis, Ministerpräsident Kurt Biedenkopf und Präsident Monsieur Jean Paul Probst. Der Deutsche Arbeitskreis für Familienhilfe e.V. unterstützt Bestrebungen, die eine Aufwertung der Erziehungsarbeit vorsehen und organisiert in diesem Zusammenhang Schriften, Kongresse und Familienprotesttage. Vereinsgründer Gerhard Wehr vor dem ursprünglichen Kinderheim und späterem Familienerholungsheim Haus Tannenhof in Todtnauberg in den achtziger Jahren. 1958 Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Familienhilfe“ in Freiburg durch Gerhard Wehr mit der Zielsetzung, sich der Ärmsten in unserer Gesellschaft anzunehmen. Das waren die Familien von Strafgefangenen, gefährdete Kinder im Betreuungsbereich des Kinderschutzbundes und immer wieder Familien in wachsender Zahl in gesundheitli- chen und finanziellen Notlagen. Die Hilfen zur Gesundheit standen neben pädagogischen Hilfen im Vordergrund der Bemühungen. 1961 Rechtsform der Arbeitsgemeinschaft „Familienhilfe“ als ein- getragener, gemeinnütziger Verein, gleichzeitig Erwerb des Familienerholungsheimes Haus Tannenhof in Todtnauberg. Festredner anlässlich der Eröffnung: Bundesfamilienminister Franz Josef Würmeling. Diese Einrichtung wurde damit zu einer der Wiegen der Mutter-/Vater-Kind-Kuren in der Bundesrepublik Deutschland. Weitere Erholungseinrichtungen und heutige Fachkliniken kamen hinzu: Fachklinik Münstertal in Staufen, 1969 Haus Dornröschen in Staufen, 1975 Fachklinik Eichhof in Simonswald, 1977 Fachklinik Schuppenhörnle in Falkau, 1986 Fachklinik Norderheide in Bordelum, 1990 Fachklinik Ursee in Lenzkirch, 1994 Erweiterung der Klinik Norderheide durch die Häuser Uphusum und Büttjebüll in Bordelum, 1996 Fachklinik Seefrieden in Dahme, 2009 1960 1961 1962 Altenerholung 1960 wurde die bundesweit erste „Altenerholungsmaß- nahme“ organisiert. Mehr als einhundert Westber liner Fami- lien, Opfer der Berlin-Blockade, fanden Aufnahme und Betreuung in den Schwarzwaldorten Simonswald und Otto- schwanden. Ebenso wurden den Opfern der Völklinger Grubenkatastrophe über einhundert Erholungsplätze zur Verfügung gestellt. 18

1998 Komplettsanierung der Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Schup- penhörnle in Feldberg Ortsteil Falkau. seit 2010 Entwicklung und Aufbau eines Qualitätmanagementsystems für den Deutschen Arbeitskreis für Familienhilfe e. V. 2000 Ausrichtung des Kongresses in Straßburg mit dem Themen - schwerpunkt „Familie und Beruf“. 2012 Überarbeitung der Begutachtungsrichtlinien für Mutter- Vater-Kind Maßnahmen nach §24 und 41 SGB V. Errichtung des dritten Kinderhauses in Bordelum. Erstzertifizierung DIN EN ISO 9001: 2008 2001 Erweiterung der Betreuungsmöglichkeiten/Therapieräume in der Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Eichhof in Simonswald. 2013 Schließung und Verkauf der Eltern-Kind-Fachklinik Eichhof in Simonswald zum 31.12.2013. 2002 Ausrichtung des Kongresses „Demographie und Wohlstand“ in Berlin unter nationaler und internationaler Beteiligung. Klemens Wehr wird in Nachfolge seines Vaters, Gerhard Wehr, von der Mitgliederversammlung zum Vorsitzenden des Vereins gewählt. 2003 - 2007 Bauliche und konzeptionelle Veränderungen als Reaktion auf das aktuelle Anforderungsprofil der Krankenkassen im Segment Eltern-Kind-Kliniken nach § 111a SGB V. U. a.: Um- und Ausbau der Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Münstertal in Staufen zur Schwerpunktklinik für Familien mit behinderten Kindern. Die gesetzlichen Krankenkassen als Hauptkostenträger von Mutter-/Vater-Kind-Einrichtungen entwickeln ein bundes- weites Anforderungsprofil für stationäre Vorsorge- und Rehabilitation für Mütter, Väter und Kinder. In diesem Anforderungsprofil werden entsprechende bauliche, perso- nelle und prozessuale Standards einschließlich Qualitätssi- cherung definiert. Zu den Grundanforderungen in baulicher Hinsicht gehört die Unterbringung einer Familie in 2-Raum-Wohnein heiten. Bis Ende 2007 erfüllt der Deutsche Arbeitskreis für Familien- hilfe e.V. diese bauliche Grundanforderung in allen seinen sechs Kliniken zu 100% und kann somit 350 Familien zu einem guten Standard aufnehmen und mit interdisziplinär arbeitenden Teams versorgen. 2000 - 2008 In den Jahren 2000 bis 2008 werden mit vielen Kranken - kassen Direktbelegungsvereinbarungen getroffen, neben der Belegung durch eigene oder andere Beratungsstellen. 2009 Kauf der Mutter-/Vater-Kind Klinik Seefrieden von der Nordel- bischen Kirche in Dahme mit anschließenden Um- und Anbau. 2010 Eröffnung und Einweihung der Klinik Seefrieden in Dahme. Tod des Vereinsgründers und langjährigen Vorsitzenden Gerhard Wehr. 2014 Neubau eines Appartementhauses in direkter Nachbarschaft der Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Ursee in Lenzkirch mit weiteren modernen 2-Raum Appartements und Kinder - betreuungsraum. 2015 Erfolgreiche Rezertifizierung aller sechs Kliniken des Deutschen Arbeitskreises für Familienhilfe e. V. nach DIN EN ISO 9001:2008 und DEGEMED. Verkauf des Grundstücks „Dornröschen“ mit der „Villa Dornröschen“. 2016 Beginn der Neubaumaßnahme Mutter-/Vater-Kind-Fach- klinik Münstertal in Staufen für Familien von Kindern mit Handicaps. Erfolgreiche Beteiligung aller Kliniken bei der externen Qualitätssicherung der Kostenträger nach QS-Reha. 2017 Abschluss der Neubaumaßnahme in Staufen mit 34 moder- nen Appartements und entsprechenden Gemeinschafts - räumen. 2018 Abschluss der Altbausanierung in Staufen. 60-jähriges Jubiläum. Fachklinik Münstertal 2018 19

Nach 3 Wochen in der Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Münstertal: Nina mit den Kindern Mariella, Lizzy und Quentin. „Wir sind dann mal weg“ Mutter- / Vater-Kind-Kuren = Rehabilitation und Prävention In einem interessanten Beitrag vom WDR am 1. März 2018 heißt es wie folgt: „Wenn gar nichts mehr geht mit dem Kind, dann geht man mit dem Kind und zwar in eine Kur, eine Mutter-Kind-Kur oder Vater-Kind-Kur“. So haben im Jahr 2017 in Deutschland ca. 145.000 Mütter und Väter einen Antrag auf eine Kur gestellt (Vorsorge- Rehamaßnahmen nach 24 und 41 SGBv). Fragt man die Eltern nach der Priorität der einzelnen Familienmitgliedern, dann werden die Kinder stets an erster Stelle genannt. Zwar spielen die Kinder in der Kur durchaus eine wichtige Rolle, jedoch stehen sie nicht unbedingt im Vordergrund, sondern die Eltern mit ihren vielschichtigen physischen und psy- chischen bzw. psychosozialen Belastungen. Viele Eltern sind heute berufstätig, wobei die Zahl erwerbstätiger Mütter mit Kindern deutlich gestiegen ist im Vergleich zu den früheren Jahren, auf drei von vier Frauen. Das Statistische Bundes- amt meldet „innerhalb der vergangenen acht Jahre hat die Erwerbstätigkeit vor allem bei Müttern mit Kindern im Krippenalter erheblich zugenommen. Mit Kindern im Alter von einem Jahr sind heute 44 Prozent der Mütter erwerbs- tätig, 2008 waren es noch 36 Prozent gewesen.“ körperlichen Beschwerden führen. Und die Psyche reagiert: Es kommt zu enormen Stimmungsschwankungen, der Mensch wird launig, hat zu nichts Lust, kann nicht mehr, alles nervt, ist gereizt Kindern und Partner gegenüber. Eine Spirale, die Gefühle der Ausweglosigkeit auslöst und schließlich auch zur Eskalation führen kann. Und da schafft eine Vorsorge-Rehamaßnahme die Möglichkeit der Unter- brechung einer solchen Entwicklung. Sie bietet die Chance zur Ruhe zu kommen, neben dem Selbstfindungsprozess Zeit für sich selbst zu haben, kurzum „die Seele baumeln zu lassen“. Die Maßnahmen werden auf die Bedürfnisse der Mütter und Väter abgestimmt. Neben den therapeutischen Einzel- und Paargesprächen als auch den themenzentrier- ten Gesprächsgruppen, kommt dem Austausch mit anderen Kurmüttern und Kurvätern, die vielleicht ähnlich belastet sind wie man selbst, eine nicht unerhebliche Bedeutung zu. Über alles offen reden zu können, entlastet und ist hilfreich, wobei es von Vorteil ist zu wissen, dass man die Mütter und Väter mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr wiedertrifft. Dabei darf eine Kurmaßnahme nicht als Urlaub verstanden werden. Gründe für eine Vorsorge-/Rehamaßnahme gibt es neben dem „Triathlon“ aus Beruf, Haushalt und Familie genügend. Erschöpfung und Überlastung führen zur Erkrankung von Körper und Psyche. Der Mensch besteht aus Körper, Geist und Seele und wir wissen, dass alles zusammen gehört und als Ganzes den Menschen ausmacht. Körper, Geist und Seele sind immer gemeinsam wechselseitig wirksam, insbesondere eben auch bei der Entstehung von Krankheiten. Umso erfreulicher ist es, dass die Psychosomatik in der diagnosti- schen Betrachtung eines Leidens immer mehr Beachtung findet. So wissen wir, dass z.B. psychische Erkrankungen, Stress am Arbeitsplatz oder Partnerschaftskonflikte zu In Urlaub gehen nur Leute, die erwerbstätig sind, impliziert zwar auch Erholung, primär aber wird es gleichgesetzt mit Spaß, Unternehmungen und Unterhaltungen. Kur dagegen ist ausschließlich Rehabilitation und Vorsorge, dient der Gesundung von kranken und geschwächten Menschen und wird ärztlich verordnet oder empfohlen. Jeder kann in Kur gehen ohne erwerbstätig zu sein. Im Vordergrund stehen da die angeordneten Behandlungen und Therapien. Doch nicht immer fällt es einem Menschen leicht sich in Kur zu begeben. Sei es, dass der Leidensdruck noch nicht hoch genug ist, sei es, dass unspezifische Ängste vor dem „Unbekannten“ hindern eine Kur zu beantragen. 20

Seit dem 1. April 2007 sind Mutter-/Vater-Kind-Kuren eine Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenversicherung, was inzwischen hinreichend bekannt ist. Resümee ist eine durchaus positive Entwicklung, denn damals wie heute haben die Eltern-Kind-Kuren einen hohen Stellenwert im Rahmen der Rehabilitations- und Präventionsmaßnahmen. Die Statistik zeigt für die zurückliegenden Jahre, dass die Zahl der bewilligten Kuren deutlich gestiegen ist. Dies ist eine durchaus positive Entwicklung und trägt wesentlich zur Erhaltung der Gesundheit insbesondere der Mütter bei. Sich bei diesem Ergebnis beruhigt zurückzulehnen, ist nach wie vor unangebracht. Frau Ingrid Fischbach, derzeit die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, missbilligt das Genehmigungsverhalten bei Mutter-Vater-Kind-Kuren. Sie mahnte alle Krankenkassen an umgehend die gesetzli- chen Vorgaben einzuhalten. In einer Studie belegt sie, dass eingereichte Widersprüche bei abgelehnten Mutter-Vater- Kind-Vorsorgemaßnahmen bis zu 72 Prozent erfolgreich verlaufen. Daraus lässt sich erkennen, dass Eltern öfters diese Leistungen verweigert werden. Dies ist deshalb auch bedauerlich, da die zögerlichen und unsicheren Menschen es nicht ein weiteres Mal versuchen, eine Kur maßnahme zu beantragen. Unser Ziel wird es weiterhin bleiben, möglichst viele Eltern zu erreichen und sie in ihrer Achtsamkeit für sich selbst zu stärken. Selbstfürsorge steigert die Lebensqualität, sie befä- higt den Menschen stabil, gesund und positiv im Denken und Handeln zu werden und zu bleiben, um besser die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen. Wie viele andere Eltern-Kind-Kurkliniken sind auch unsere Fachklini- ken ausgerichtet nach dem Prinzip der sog. Salutogenese, d.h. einen ganzheitlichen Therapieansatz. Im ICF-Praxisleit- faden (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit), herausgegeben von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) vom Februar 2008, heißt es wie folgt: „Die Folgen von Erkran- kungen werden im ICF-Modell der funktionalen Gesundheit als das Ergebnis einer Wechselwirkung von Krankheit, Individuum und seinem Kontext dargestellt. Zum Kontext eines Menschen gehören sowohl die Lebens- geschichte und Persönlichkeit als auch die physische und soziale Umwelt. Deshalb richtet sich die rehabilitative Tätig- keit nicht nur an die betroffenen Personen selbst, sondern betrifft auch die Bedingungen, welche die Beeinträchtigun- gen verstärken oder vermindern. Das kurativmedizinische Handeln wird systematisch erweitert um eine ganzheitliche bio-psychosoziale Betrachtung, bei der die Krankheiten und Krankheitsfolgen in Beziehung zur Biographie und Lebens- welt des betroffenen Menschengesehen werden können.“ Wesentlich ist, dass der Patient nicht mehr überwiegend „passiver Empfänger von medizinischen Leistungen“ ist, sondern „mit der Schwerpunktsetzung der Teilhabe im SGB IX wird der Patient darüber hinaus als aktiver Partner gefragt.“ Das ist die Basis, auf der unsere Arbeit aufbaut. Der statio- näre Aufenthalt ermöglicht Abstand von zuhause, vom All- tag, erlaubt aufgrund der Distanz einen anderen Blickwin- kel auf die eigene Lebenssituation und lässt, da der Druck funktionieren zu müssen wegfällt, Ressourcen, neue Mög- lichkeiten, hilfreiche Gedanken zu. Ein ganz wesentlicher Baustein im Rehabilitationsprozess sind begleitende thera- peutische Gespräche für die Eltern – Paar- oder Einzel - gespräche –, in denen sich der Patient intensiv mit seinen aktuellen Problemen, Schwierigkeiten, psychischen und psychosomatischen Symptomen, Traumata und Trauer beschäftigt. Er sich darüber hinaus Lösungswege erarbeitet, positiv zukunftsorientiert nach vorne blickt und Zeit für sich selbst findet. Darum ist die ganztägige kinder- und jugendpädagogisch ausgerichtete Betreuung aller Kinder und zusätzliche Behandlung der Kurkinder ein weiterer wichtiger Erholungsaspekt. Besonders Eltern mit behinder- ten Kindern erfahren Entlastung bei gleichzeitiger optima- ler Versorgung, wie sie im Alltag oft fehlt. Themenzentrierte Gesprächsgruppen bieten betroffenen Eltern die Möglich- keit der Auseinandersetzung mit ihren Themen, sowie Aus- tausch und Information. „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben“ sagte einst Albert Einstein und darum tragen Kuren wesentlich dazu bei, dass Mütter und Väter in ihrem Hier und Jetzt verlorene Energie und Gesundung wieder erlangen. Christiane Becker-Vierling Dipl.-Psychologin / Psychologische Psychotherapeutin Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Tannenhof Nach 3 Wochen in der Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Seefrieden: Mama Carmen und Tochter Emily. 21

Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Tannenhof in Todtnauberg im Herzen des Südschwarzwaldes Die Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Tannenhof liegt oberhalb des Höhenluftkurortes Todtnauberg im südlichen Hochschwarzwald auf 1.156 m ü. d. M. Das milde, allergenarme Reizklima in der ausgeprägten Mittelgebirgslage lässt Sie wieder richtig durchatmen. Durch die Südausrichtung unserer Häuser sind bei entspre- chender Wetterlage die Alpen zu sehen. Der Feldberg, der höchste Berg des Schwarzwaldes, ist auch für Ungeübte zu Fuß erreichbar. Ein großes Netz von traumhaft schönen Wanderwegen mit herrlichen Fernsichten wird Sie zum Wandern und Nordic Walking anregen. Auch der imposante Todtnauer Wasser- fall ist ein lohnendes Ziel. Besonders schön sind die schneereichen Winterwochen - Skilift und Langlaufloipen liegen direkt vor der Haustür. 24

Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Münstertal Kuraufenthalt am Fuße der Schwarzwaldberge Die Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Münstertal liegt im landschaftlich reizvollen Südschwarzwald. Das romantische Städtchen Staufen ist durch einen Spaziergang am Bach entlang in 15 Minuten zu erreichen. Die schöne Lage der Fachklinik Münstertal, das historische Staufen und das nahe gelegene Freiburg bieten viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. In der herrlichen Umgebung finden Sie Ruhe und Muße für ausgedehnte Spaziergänge auf ebenen Wanderwegen, die unser Behandlungskonzept unter- stützen. Das gute Schwarzwaldklima bietet sich vor allem bei Atemwegserkrankungen und Erkrankungen der Haut an. Einzigartig sind die behindertengerechte Ausstattung und die besonderen Angebote für behinderte Kinder. Seit Anfang 2018 ist der Erweiterungsbau mit 34 zusätz- lichen barrierefreien und rollstuhlgerechten 2 Zimmer- Appartements bezogen. 30

Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Schuppenhörnle in Feldberg-Falkau in einzigartiger Natur im Hochschwarzwald Die Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Schuppenhörnle liegt im „Naturpark Südschwarzwald“ oberhalb des Luftkurortes Falkau. Falkau ist ein Ortsteil der Gemeinde Feldberg auf einer Höhe zwischen 900 und 1.493 m mit gemäßigtem, mildem Reizklima. Die Sommer sind nicht zu heiß und im Winter herrscht sehr oft klares Wetter. Zwei der schönsten Seen des Schwarzwaldes, der Schluch- see und der Titisee und der Feldbergipfel sind jeweils nur 10 km von unserer Fachklinik entfernt. Bei kristallklarer Luft, Wintersonne und Schnee können Sie direkt an der Fachklinik rodeln und langlaufen. Von Frühling bis Herbst toben Ihre Kinder auf dem riesigen Wiesengelände ringsum, spielen Fußball oder gehen zum Ponyreiten. Und: In der Fachklinik Schuppenhörnle finden Sie alles unter einem Dach – Appartements, Therapie- und Aufent- haltsräume. 36

Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Ursee in Lenzkirch im Herzen des Hochschwarzwaldes Die Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Ursee liegt am Rande des heilklimatischen Luftkurortes Lenzkirch im Südschwarzwald. Lenzkirch liegt auf einer Höhe zwischen 810 und 1.192 m ü.d.M. Der Ort zeichnet sich durch ein mildes Reizklima sowie klare Luft mit nur wenigen Nebeltagen im Jahr aus. Lenzkirch eignet sich hervorragend zur Orotherapie (Klimatherapie im Mittel- und Hochgebirge) bei Patienten allen Alters, auch bei Kleinkindern. Die malerische Landschaft ist für Ausflüge wie geschaffen. Viele Spazierwege sind gut mit Kinderwagen zu begehen. Zwei der schönsten Seen des Schwarzwaldes, der Schluch- see und der Titisee, sind nur jeweils 10 km vom Haus entfernt und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Im nahen Titisee liegt das Badeparadies Schwarzwald mit Spaßbad und Wellnessoase. 42

Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Norderheide in Bordelum zwischen Hallig, Watt und Wiesen Die Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Norderheide liegt in Bordelum, ca. 20 km nördlich von Husum. Umgeben ist die Kurklinik von einem weitläufigen Gelände mit Wald, Grün- und Spielflächen. Zum Nordseedeich sind es mit dem Fahrrad ca. 20 Minuten, mit dem Auto ca. 5 Minuten. Das Nordseeklima bietet eine besonders gute Heilwirkung für Erkrankungen der oberen Luftwege und der Haut. Wir bieten unseren PatientInnen neben Informationen zu „Nordfriesland, Nordsee, Watt, Land und Leuten“ auch Ausflugsfahrten, beispielsweise nach Föhr, Hooge oder Schifffahrten zu den Seehundbänken an. Die Insel Sylt ist mit dem Zug in 40 Minuten erreichbar. Darüber hinaus gibt es bei uns mehrmals die Woche einen kostenlosen Pendelbus-Service an die Nordsee nach Lüttmoor-Siel bzw. Schlüttsiel. Besonders beliebt sind die geführten Wattwanderungen in das faszinierende Natur- und Vogelschutzgebiet des Naturparks Wattenmeer. 48

Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Seefrieden in Dahme, direkt an der Ostsee Die Mutter- / Vater-Kind-Fachklinik Seefrieden liegt an der Steilküste von Dahme direkt am Meer. Von hier aus bietet sich Ihnen ein herrlicher Panoramablick auf die Ostsee. Erfreuen Sie sich an den weiten Sandstränden und der ursprünglich gebliebenen Landschaft. Das Ortszen- trum von Dahme liegt ca. 30 Gehminuten entfernt. Der ehemalige Fischerort Dahme an der südlichen Ostseeküste Schleswig-Holsteins hat sich zu einem beliebten Kur- und Ferienort mit familiärem Charakter entwickelt. Aufgrund der heilklimatischen Gegebenheiten genießt Dahme zudem den Status eines Ostseeheilbades. Der 6 km lange Sandstrand lädt zu ausgedehnten Spaziergängen, zum Baden und Sonnen ein. Erkunden Sie die reizvolle Landschaft und die Wälder in der Umgebung von Dahme zu Fuß oder mit dem Rad. Gut erreichbar sind viele weitere Ostseebäder wie Grömitz und die Insel Fehmarn. 54

Indikationen Mit Abweichungen in den einzelnen Kliniken. Wir beraten gerne bei der Wahl der passenden Klinik. Indikationen, die für eine Aufnahme in unseren Kliniken sprechen, sind: (Klassifikation nach ICD-10) • Psychophysischer Erschöpfungszustand (F48.0) • Ausgebranntsein, Burn-out (Z73) • Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungs - störungen (F43) insbes. familiäre Belastungs-, Konflikt- und Trauerreaktionen • Somatoforme Störungen (F45) insbes. Fibromyalgie, Schmerzstörungen, Reizdarmsyndrom, etc. • Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten, insbes. Übergewicht/Adipositas (E66) und Diabetes mellitus Typ 2 (E11) • Krankheiten des Kreislaufsystems, insbes. arterielle Hypertonie (I10) • Krankheiten des Atmungssystems, insbes. chron. Bron - chitis (J41), Asthma (J45) • Affektive Störungen, insbes. leichte und mittelgradige • Krankheiten des Verdauungssystems, insbes. Colon depressive Episoden (F32.0, F32.1) • Phobische und Angststörungen (F40, F41) • Nichtorganische Schlafstörungen (F51) • Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen (F80–89), insbes. Störungen motorischer und schulischer Fertigkeiten • Emotionale und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen, insbes. ADS(H)S (F90) • Allergien, insbes. Heuschnupfen (J30) und Nahrungs - mittelallergien (T78) • Endokrine Krankheiten, insbes. Krankheiten der Schilddrüse (E00–E06) und Diabetes mellitus Typ 1 (E10) irritabile (K58), M. Crohn (K50), Colitis ulcerosa (K51) • Krankheiten der Haut, insbes. Neurodermitis (L20) • Krankheiten des Bewegungsapparates, insbes. Krank - heiten der Wirbelsäule und des Rückens (M40 – M54) • Sonstige Erkrankungen: Aufnahme von behinderten Kindern Kontraindikationen, die gegen eine Aufnahme in unseren Kliniken sprechen, sind • Suchterkrankungen und Abhängigkeiten (Alkohol, andere Drogen) • Schwere neurologische und psychiatrische Erkrankungen • Suizidalität • Akute Infektionskrankheiten Diagnostik • Lungenfunktionstest, EKG, Ergometrie, Kleines Labor, • Weitere diagnostische Abklärungen erfolgen bei medizini- Familiendiagnostik scher Notwendigkeit mit unseren Kooperationspartnern Therapeutische Anwendungen Mit Abweichungen in den einzelnen Kliniken. Wir beraten gerne bei der Wahl der passenden Klinik. • Fango, Infrarot • Klassische Massagen, Bindegewebsmassage, Reflexzonenmassage • Migränebehandlung • Unterwasserdruckstrahlmassage, Medizinische Bäder • Physiotherapie-Einzeln • Physiotherapie-Gruppe • Rückenschule • Beckenbodengymnastik • Atemtherapie • Inhalationen • Walking/Nordic-Walking • Wassergymnastik • Aqua-Fitness • Raucherentwöhnung • Asthmaberatung • Neurodermitisberatung • Kneipp-Anwendungen • Akkupunktur 60 • Essschulung • VITESS-Gesundheitsberatung / Ernährungsberatung Bewegungsangebot bei übergewichtigen Erwachsenen • Beratung der Patienten mit Panikattacken und Agoraphobie • Erziehungsberatung • Therapeutisch orientierte Einzelgespräche • Entspannungstraining nach Jacobsen PMR • Thematische Gruppengespräche zu den Themen: Streß, Angst, Erziehung, Alleinerziehend, partnerschaft liche Kommunikation • Sporttherapie • Ergotherapie • ADHS-Beratung • Trauerverarbeitung • Eltern-Kind-Interaktion • Psychomotorik • Aufmerksamkeitstraining

Die medizinische Abteilung der Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Seefrieden stellvertretend für alle unsere Fachkliniken Die alltäglichen kleinen Wunden und Beulen der Kinder werden hier verarztet, genauso wie kompetent auf medi- zinische und psychische Krisen der Erwachsenen einge- gangen wird. Jede Frage wird hier beantwortet, das Schwesternzimmer ist ein Ort des intensiven Austau- sches. Allein die Zeit, die sich die Mitarbeiter tagtäglich für unsere Gäste nehmen, um auch einfach nur mal zuzuhören, löst viel Dankbarkeit und positives Feedback bei den Patienten aus. Jeder Kurerfolg ist eine Teamleistung- die medizinischen Abteilungen organisieren diese. Es gibt wöchentliche, interdisziplinäre Sitzungen, in denen Fallbesprechungen stattfinden und Ziele der Vorsorge- und Rehabilitations- Maßnahmen und Entwicklungen mit allen therapeutisch arbeitenden Abteilungen besprochen werden. Zu unse- rem Anspruch gehört es, Perspektiven zu entwickeln, damit ein Kurerfolg dauerhaft in den Alltag der Patienten integriert werden kann. Die weiterführende Behandlung ist der Kern des ärztlichen Abschlussgespräches. Die the- rapeutische Kette findet in dem Arztbericht seinen Abschluss, in dem interdisziplinär die Ergebnisse und Empfehlungen an den behandelnden Hausarzt weiterge- reicht werden. Nicht weniger wichtig ist aber das, was die Patienten für sich mitnehmen: Neue Energie und viele Ideen für die gesunde Bewältigung der Anforderungen von Familie und Beruf. Brigitte Freidling Fachärztin für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und Rehabilitationsmedizin Ärztliche Leitung Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Seefrieden Die Kurmaßnahmen starten immer mit einem Antrag, in dem der Hausarzt eine Bedürftigkeit feststellt und somit die Grundvoraussetzung für eine Vorsorge- oder Rehabi- litationsmaßnahme schafft. Mit diesen Indikationen wer- den nach der Genehmigung der Kur durch die Kranken- kassen die Patienten überstellt und in der Klinik in Empfang genommen: Die medizinischen Abteilungen mit den Ärzten, Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, Krankenschwestern, Kinderkrankenschwestern und Pfle- gern sind so etwas wie das Herzstück der Kliniken. Die Zuweisung der Patienten erfolgt aufgrund verschie- dener Indikationen: Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig und reichen von psychosomatischen- oder psychovegetativen Erkrankungen, Stoffwechselerkran- kungen, Krankheiten der Atmungsorgane und Hauter- krankungen bis hin zu degenerativen rheumatischen Erkrankungen. In diesem Rahmen findet in der medizini- schen Abteilung eine symptom- oder indikationsspezifi- sche Diagnostik statt. Für jedes Krankheitsbild gibt es Konzepte und spezifische Ausstattungen. Die Individualität von Erkrankungen wird genauso berücksichtigt, wie allgemeine Informationen über das Gesund- und Kranksein. Diese werden in indivi- duellen Arztterminen und in medizinischen Vorträgen von den Ärzten oder den weitergebildeten Kranken- schwestern vermittelt. Die konkrete Arbeit in den drei Wochen der Kurmaß- nahme könnte ganz nüchtern beschrieben werden: Es gibt ein Aufnahme-, ein Zwischen- und ein Abschlussge- spräch bei dem behandelnden Arzt. Hier werden die Ziele mit dem Patienten festgesetzt, überprüft und abschlie- ßend gemeinsam beurteilt. Im Regelfall werden die Mütter und Väter dann mit neuer Kraft und vielen neuen Ideen für die Herstellung von dauerhaftem Wohlbefin- den wieder in den Alltag entlassen. Was in den Kliniken dazwischen passiert, ist aber kaum so zu verkürzen und nur mit der Therapieplanung und –durchführung zu beschreiben: Die medizinische Abteilung ist 24 Stunden am Tag für die Patienten ansprechbereit. Mit viel Enga- gement, Offenheit, Zugewandtheit, Freundlichkeit und Verständnis kümmert sich Tag und Nacht das Fachper - sonal um das Wohlbefinden aller Gäste. 61

Die psychosoziale Abteilung der Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Tannenhof stellvertretend für alle unsere Fachkliniken In den Kurkliniken des Arbeitskreises für Familienhilfe arbeiten die Teams der psychosozialen Abteilungen ganzheitlich, interdisziplinär und systemisch ausgerich- tet, um die körperliche, seelische und soziale Gesundheit der Patienten zu fördern. In den angebotenen Einzelge- sprächen erhalten die Patienten die Möglichkeit, indivi- duell an ihren Fragen, Themenstellungen und Problemen zu arbeiten, um nachhaltige Verbesserungen für ihren Alltag, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu errei- chen. Durch einen lösungs- und ressourcenorientierten Fokus entsteht ein Klima der Empathie und Wertschät- zung, welches den Patienten ermöglicht, ungesunde Ver- haltensweisen zu unterbrechen und neue Verhaltens - alternativen einzuüben. Ein weiterer wichtiger Auftrag für uns ist auch die Ermittlung des Therapie- oder Beratungsbedarfs nach Abschluss der Heilmaßnahme. Wir verstehen uns hierbei als Teil einer Versorgungskette mit dem Ziel, Ressourcen und Lösungsmöglichkeiten, auch im gewohnten Umfeld, umzusetzen und gesundheitsfördernde Verhaltensweisen in das tägliche Leben zu integrieren. In diesem Zusam- menhang steht auch die Kommunikation mit den über- weisenden Ärzten oder Psychologen, die am Ende einen Abschlussbericht über den Verlauf der Kurmaßnahme erhalten. Dies setzt natürlich eine gute Dokumentation über jeden Patientin und einen intensiven interdiszipli- nären Austausch mit den anderen Teams der Kurklinik voraus. Schwerpunkte in der Begleitung der Patienten sind oft: Eltern-Kind-Interaktion, Umgang mit Behinderung und Verhaltensauffälligkeiten, Trauer und Verlust, Partner- schaftskonflikte, Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom Er - ziehungsschwierigkeiten, familiäre und berufliche Krisen, Stress- und Konfliktbewältigung, belastende oder trau- matische Lebensereignisse, Minderung der depressiven und ängstlichen Symptomatik, Herstellung einer besseren Selbstregulation, Förderung des Individuations prozesses. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass nahezu alle Patienten es immer als außerordentlich hilfreich und entlastend erleben, sich geöffnet zu haben, bei jemanden der zuhört. Barbara Kowal-Kura Dipl. Psychologin, Dipl. Caritaswissenschaftlerin Unser therapeutisches Angebot umfasst Wissensvermitt- lung in Themengruppen und Schulungsprogrammen, neben den Einzelgesprächen. Im Mittelpunkt der Einzel- gespräche steht das Individuum mit seiner Biografie und seinem speziellen Lebenskontext. Im familiären Verant- wortungs- und Pflichtbewusstsein gehen die eigenen Emotionen und Bedürfnisse allzu oft verloren und wer- den dem alltäglichen Funktionieren untergeordnet. Auch belastende biografische Erlebnisse, die sich in spezifi- schen, individuellen Verhaltensmustern und Emotionen unbewusst ausdrücken und den Alltag bestimmen, kön- nen in den Einzelgesprächen thematisiert werden. Mit Unterstützung der Therapeutin erleben die Patienten immer wieder, wie gesundend und erleichternd die emo- tionale und kognitive Auseinandersetzung mit den indi- viduellen Lebensthemen sein kann. Im psychosozialen Erstgespräch ermitteln wir gemeinsam mit den Patienten die persönlichen Lebensthemen, Beeinträchtigungen und Alltagsschwierigkeiten und erarbeiten gemeinsam die Therapieziele für die Kur. Das Zwischengespräch bietet die Möglichkeit, vertiefend auf die im Erstgespräch ermittelten individuellen Probleme und Fragen der Patienten einzugehen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Zudem findet eine Verlaufskon- trolle und ggf. eine Anpassung der Therapien statt. Am Ende der Maßnahme wird in einem Abschlussgespräch die Erreichung der Therapieziele nach Selbsteinschät- zung der Patienten und aus Therapeutensicht reflektiert. 62

Die physiotherapeutische Abteilung der Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Norderheide stellvertretend für alle unsere Fachkliniken Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen die Patienten, zu deren Gesundheit, Wohlbefinden und Verbesserung der Lebensqualität wir als Team der Physikalischen Therapie entscheidend beitragen. Entsprechend den ärztlichen Verordnungen werden klassische Therapien für Einzelpersonen und Gruppen, indikationsbezogen und altersgemäß, durchgeführt. Aufgrund der klimatischen und geographischen Beson- derheiten werden die Elemente der Balneo-/Klimatherapie aktiv in das therapeutische Angebot mit einbezogen. Unsere beiden therapeutischen Abteilungen, Therapiezen- trum Uphusum und Badehuus bieten eine Vielzahl an Therapien und Anwendungen. Außerdem werden von den Therapieabteilungen alle Ter- mine für diesen Bereich koordiniert. Die Physiotherapie muss auf jeden Einzelnen und auf sein Krankheitsbild abgestimmt werden. Dadurch wird die bestmögliche Wiederherstellung des Behandelnden er- zielt, Schmerzlinderung, Mobilisation und Stabilisation, z.B. bei Schmerzen und funktionellen Bewegungsein- schränkungen in Wirbelsäule, Gelenken, Muskeln, Sehnen und deren Übergänge. Es werden angeboten (Spezialbehandlungen, Methoden, Techniken): Krankengymnastik Einzel und in der Gruppe, Klassische Massage, Marnitzmassage, Akupunktmassage nach Penzel (APM), Bindegewebsmassage, Manuelle Lymph- drainage, Fußreflexzonenmassage, Klangschalentherapie, medizinische Bäder mit diversen Zusätzen, Kneipp‘sche Güsse, Fango, Rotlicht, Kältetherapie (Kryotherapie), UVA- und UVB Bestrahlung (Waldmannkabine), Lichtthe- rapie, physiotherapeutische Schlingentisch-Behandlung, Ergotherapie, Elektrotherapie / Ultraschall, Wassergym- nastik, Schwimm- und Sportgruppen für Kinder in allen Altersstufen, Psychomotorik Gruppen, Eltern-Kind- Turnen, Rückenschule für Erwachsene und Kinder, Beckenbodentraining, KG-Wirbelsäulengymnastik, Sport- gruppen für übergewichtige Erwachsene (Vitess-Sport) und Kinder (Motess-Sport), Asthmasport für Erwachsene und Kinder, Atemtherapien, Entspannung(PMR), Walken Erwachsene und Nordic Walken, Nordsee-Walken und Vitess-Walken an der Nordsee, Yogische Übungen u.v.m. Manuela Claussen Physiotherapeutin 63

Die Hauswirtschaft und die Haustechnik der Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Schuppenhörnle stellvertretend für alle unsere Fachkliniken Hauswirtschaft: Die Abteilung Hauswirtschaft sorgt in Die Hauswirtschaft ist eine der wenigen Abteilungen, die unserer Klinik für Sauberkeit und fördert somit das nicht in festen Räumlichkeiten ihren Platz hat, sondern Wohlbefinden und die Zufriedenheit der kleinen und im ganzen Haus arbeitet. So sind es genau diese Mitar- großen Patienten. Tagtäglich werden von den fleißigen beiter, die von den Patienten und dem Personal täglich Frauen der Hauswirtschaft die öffentlichen Räumlichkei- mehrmals angetroffen werden und deshalb oft mehrmals ten, die Patientenzimmer und die Sanitäranlagen gerei- am gleichen Tag gegrüßt werden. Trotz vieler Arbeit nigt. Sie sorgen nicht nur für den äußerlichen Glanz auf begegnen wir ihnen stets mit einem Lächeln im Gesicht. Boden, Wänden und Inventar, sondern auch für die Auf- Die Hauswirtschaft engagiert sich auch oft in anderen rechterhaltung der Gesundheit und Vermeidung von Abteilungen und unterstützt sie. Der Satz aus unserem Infektionen. Durch Hygienemaßnahmen, Einhaltung von Leitbild: „Wir arbeiten Hand in Hand“ wird hier auf jeden Desinfektionsplänen unterstützen sie somit die Arbeit Fall gelebt. Wie wichtig den Patienten die Sauberkeit des der medizinischen Abteilung und tragen zum Schutz vor Hauses für ihren Kurerfolg ist, sehen wir immer wieder in Erkrankungen bei. Mit ihrer freundlichen und offenen den Feedbackbögen. Hier wird die Sauberkeit und somit Art stehen sie im engen Kontakt zu den Patienten und die Arbeit der Hauswirtschaft stets lobend und positiv sind für diese auch immer wieder gute Gesprächspartner erwähnt. Es können noch so viele gute Therapien statt- und Zuhörer. Gerade mittwochs am Anreisetag beweisen finden, doch nur in einem sauberen und gepflegten sie stets Flexibilität, Schnelligkeit und Belastbarkeit. Da Haus, das dann noch jahreszeitentsprechend dekoriert die Anreise und Abreise an einem Tag ist, haben die Mit- ist, fühlen sich die Patienten wohl und können sich auf arbeiterinnen der Hauswirtschaft alle Hände voll zu tun ihre Ziele konzentrieren. und schaffen es trotzdem auch bei unerwarteten Anrei- sen oder Unterbringungswünschen die Ruhe zu bewah- Josephine Simonis ren und die Wünsche der Patienten zu erfüllen. HWL Haustechnik: Wenn wir das große Außengelände und die Die Haustechniker stehen sowohl den Patienten als auch vielen Räumlichkeiten in unserer Fachklinik betrachten, den Mitarbeitern mit Rat und Tat stets zur Verfügung können wir uns kaum vorstellen, dass für die Pflege, die und tragen somit durch ihr professionelles Handeln zur Reparatur und Instandhaltung der ganzen Fachklinik nur Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit bei. Im Winter zwei Mitarbeiter zuständig sind. Die Abteilung Haustech- sind wir bereits sehr früh auf dem Außengelände anzu- nik ist in unserer Klinik die kleinste Abteilung und besteht treffen. Nur dank ihres Einsatzes ist es dem Personal und aus zwei Mitarbeitern. Unterstützt werden sie noch von den Lieferanten erst möglich, im Neuschnee zur Klinik zu Fahrern, die den Fahrdienst am Wochenende überneh- gelangen, denn während die meisten Mitarbeiter erst auf men. Durch regelmäßige Wartungs- und Pflegearbeiten dem Weg zur Arbeit sind oder sogar noch schlafen, sind befinden sich sowohl das Außengelände als auch das die Haustechniker bereits dabei, den Weg frei zu räumen Gebäude stets im gepflegten und einwandfreien Zustand. und für einen sicheren Arbeitsweg zu sorgen. Trotz der Zu den Aufgaben zählen außerdem noch die Instandhal- oft langen Arbeitstage möchten wir stets motiviert, tung der technischen Anlagen und des Fuhrparks; engagiert und freundlich sein. Auch die kleinste Abtei- Elektrogeräteprüfungen, Leiterbeauftragte, Spielplatz- lung kann Großes bewirken. pflege, Brandschutz, Schwimmbadwartung sind weitere Aufgaben. Mittwochs am Anreise- und Abreisetag ist die Martin Fürderer Haustechnik voll ausgelastet. Die Haustechniker überneh- Haustechnik men den Auf- und Umbau von Betten in den neubelegten Patientenzimmern. Außerdem ist am Mittwoch Gelegen- heit, um in den freiwerdenden Zimmern kleine Repara- tur- und Wartungsarbeiten vorzunehmen, bevor das Zimmer noch am selben Tag wieder neu bezogen wird. 64

Die Küche der Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Tannenhof stellvertretend für alle unsere Fachkliniken Der liebe Gott erfand das gute Essen und der Teufel die Balance von Nährstoffen, die die Patienten über drei Köche. So war das schon vor 60 Jahren und ist auch heute Mahlzeiten über den Tag verteilt in den Kliniken zu sich noch so. Damals hat das Essen noch ohne trendbezogene nehmen. Alle Häuser kochen selbst, frisch, regional und Einschränkungen Spaß gemacht, während es heute tagesaktuell der Jahreszeit entsprechend für unsere klei- entweder verboten, unanständig oder ungesund bewertet nen und großen Patienten und Mitarbeitenden. Unsere wird. Wer also gesund lebt, ist selber schuld. Heute kochen Produkte beziehen wir von vielen Kleinerzeugern und die Köche natürlich keine schweren Gerichte mehr, auch Bio-Bauern aus der Region. Die Patienten begeben sondern leichte, wenn möglich glutenfreie; und wenn es sich neben ihrer Kur auch auf eine kulinarische keine Umstände macht auch gerne laktosefreie Sößchen. Ent deckungsreise der besonderen Art und werden dabei Und auf jeden Fall sollte es vegetarisch sein, denn Fleisch von unseren freundlichen und kompetenten Servicemit - geht gar nicht; außer am Sonntag, denn wir wollen ja kei- arbeiterinnen mit Rat und Tat begleitet. nen Vitamin-B-Mangel bekommen. Tatsächlich hat sich im Wenn das alles geschafft ist, fangen wir an zu dokumen- Laufe der Jahre das Berufsbild der Köche beim Deutschen tieren: vom Dienstplan angefangen, über Speisepläne, den Arbeitskreis für Familienhilfe grundlegend geändert. Wareneingang, umfassende Temperaturkontrollen und Die Köche planen und erstellen Gerichte nach besonderen vieles mehr. Und dabei wollten wir eigentlich „nur diätischen Vorgaben. Patienten, die unter Allergien und kochen“. Aber die Zukunft ist auch in die Küchen und Lebensmittelunverträglichkeiten leiden, benötigen in der Speisesäle der Kliniken eingezogen. Kur eine individuelle Beratung und Verköstigung, die auch Stephan Tappert raffiniert sein darf. Gesunde Kost ist immer eine Frage der Küchenleiter Mutter-/ Vater-Kind-Fachklinik Tannenhof Verwaltung und Freizeit der Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Ursee stellvertretend für alle unsere Fachkliniken Gute Organisation ist eine der Grundvoraussetzungen für Optimierungsprozesse erfordern eine gute unkompli- den Erfolg. Alle unsere Einrichtungen sind ähnlich organi- zierte Kommunikation aller Abteilungen im Haus und zur siert und es gelten vergleichbare Qualitätsstandards. Geschäftsstelle und funktioniert nur durch das gute Unser Team in der Fachklinik Ursee setzt sich aus 12 Mit- Betriebsklima. Ein Punkt, der immer wichtiger für die arbeiterInnen zusammen, die dem Verwaltungsleiter zu - Gesamtzufriedenheit unserer Patienten wird, ist die Frei- geordnet sind. zeitgestaltung. Leider können sich immer weniger Verwaltungsarbeit langweilig – nicht bei uns. Erwachsene mit sich selbst und ihren Kindern beschäfti- Neben den „normalen“ (z.B. Post, Kasse, Schreibarbeiten, gen. Bei uns haben sie die Möglichkeiten, Neues zu Anreise-, Abreiseorganisation, Fundbüro) Arbeiten gehört sehen, lernen und auszuprobieren. Schwierig ist es oft, die gesamte Organisation rund um die Kur zu unserm die Erwachsenen zu motivieren, etwas zu unternehmen. Aufgabengebiet. Wir sind die ersten Ansprechpartner bei Daher sind die angeleiteten Angebote besonders wichtig. telefonischen Anfragen unserer Patienten und auch hier in Die Freizeit ist bei uns wie unsere Natur; wie die Men- der Klinik die zentrale Anlaufstelle für Patienten und Mit- schen, die zu uns kommen und sich darauf einlassen. arbeiter. Lebendig und vielseitig wird die Arbeit durch den Gezielt liegt unser Schwerpunkt auf den Grundsätzen der Kundenkontakt. Kein Tag ist wie der andere und so unter- Erlebnispädagogik: „Lernen durch erleben.“ schiedlich die Menschen sind, verlaufen unsere Arbeits- Für uns fängt „Nachhaltigkeit“ auch bei den Kindern an. tage. Immer wieder gibt es Fragen und Situationen, die Lernen die Kinder die Natur zu schätzen und zu lieben, uns trotz jahrelanger Erfahrungen vor neue Herausforde- werden sie diese auch später schützen und achten. rungen stellen und flexibles Handeln erfordern. Brunhilde Bächle, Erlebnispädagogin 65

Kinder- und Jugendpädagogik der Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Münstertal stellvertretend für alle unsere Fachkliniken Die pädagogische Arbeit mit den Kindern und Jugendli- chen in den Betreuungsgruppen steht in engem Zusam- menhang mit der Vorsorgemaßnahme für die Eltern: Sie gibt Entlastung und die Möglichkeit, sich auf die eigene Gesundheit und dafür förderliche Therapien und Gesprächsangebote zu konzentrieren. Zusätzlich trägt sie zur Stabilisierung des Familiensystems bei, indem bei Kindern und Jugendlichen positive Entwicklungspro- zesse angestoßen und bestätigt werden und damit die Maßnahme für die Mütter und Väter effektiver und nachhaltiger macht. Es besteht eine enge Zusammenar- beit zwischen dem pädagogischen Fachpersonal und dem interdisziplinären Team. Daher besteht das Angebot, die Kinder und Jugendlichen nicht nur während der Anwendungszeiten der Eltern betreuen zu lassen, son- dern ganztags. An den Wochenenden und Feiertagen haben die Familien Zeit für sich, um gemeinsam etwas zu unternehmen und ihre Freizeit zu gestalten. Die Qualität der Eltern-Kind-Interaktion ist bedeutsam für die Ent- wicklung eines Kindes. Interaktionsstörungen wirken sich auch auf das Befinden der Mutter/ des Vaters aus, und führen zu einer hohen Belastung des Familiensys- tems. In pädagogisch angeleiteten Angeboten zur Eltern-Kind-Interaktion können positive Erfahrungen der Gestaltung gemeinsamer Freizeit und Beziehung vermittelt werden. Grundlage der Betreuungsarbeit ist eine ganzheitliche Sichtweise der Persönlichkeit des Kindes bzw. Jugendli- chen und umfasst folgende Zielbereiche: Förderung von Sozialverhalten und Sozialkompetenz, Unterstützung bei der Entwicklung von Eigenständigkeit, Selbstwirksam- keit, Selbstvertrauen, individueller Persönlichkeit und Alltagskompetenz sowie Kreativität. Auch die schulische Betreuung ist uns wichtig, damit die Kinder und Jugend- lichen den Anschluss in der Heimatschule nicht verlieren und gegebenenfalls neue, positive Lernerfahrungen machen können. Herausgelöst aus den Strukturen des Alltags und den dort festgelegten Bindungen, Rollen- und Verhaltens- mustern, erleben sich die Kinder und Jugendlichen in den Betreuungsgruppen in einem neuen sozialen Umfeld. Sie schließen Freundschaften und lernen, sich in ein neues Sozialgefüge einzuleben und zu integrieren. Gemeinschaftliche Aktivitäten wie Sport- und Freizeitan- gebote im Gruppenraum, in der Turnhalle oder im Freien, 66 Ausflüge, das Feiern von Festen, musikalische und kreative Angebote sowie gemeinsame Mahlzeiten ermög- lichen unterschiedlichste Gruppenerfahrungen. Wir möchten, dass die Kinder der Patienten bei uns Freude, Glück, Zufriedenheit und Geborgenheit erleben, dass sie mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen umgehen lernen aber auch Konflikte erkennen und lösen. Klare Struktu- ren und Rituale bieten Orientierung und Sicherheit. Sie erleichtern das Eingewöhnen in die neue Umgebung und in die Betreuungsgruppe. Eine Besonderheit der Fachklinik Münstertal ist, dass etwa die Hälfte der insgesamt 67 Appartements mit Müt- tern bzw. Vätern belegt werden, die Kinder mit Behinde- rungen haben. Hierbei gibt es keine grundsätzliche Einschränkung bezüglich Pflegegrad oder Art der Behin- derung. Eltern, die ein Kind mit Handicap haben, können sich austauschen und in privaten oder therapeutisch angeleiteten Gruppengesprächen von den Erfahrungen anderer profitieren. Für die Geschwister der Kinder mit Behinderung bieten wir einen Gesprächskreis an, um ihnen die Gelegenheit zu geben, über ihre besondere Familiensituation zu reden. Die anderen Familien erleben das inklusive Konzept der Klinik oft als Chance, Berüh- rungsängste und Unsicherheiten im Umgang mit Menschen mit Behinderung abzubauen. Andrea Gutmann Dipl. Psychologin, Leitung sonderpädagogischer Bereich der Kinder- und Jugendpädagogik der Mutter-/Vater- Kind-Fachklinik Münstertal Martina Schellhorn Erzieherin, Leitung integrativer Bereiches der Kinder-und Jugendpädagogik der Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik Münstertal

Die Beratungsstellenarbeit des Deutschen Arbeitskreises für Familienhilfe e.V. 60 Jahre Deutscher Arbeitskreis - das heißt auch 34 Jahre schuss vom Sozialamt zu erhalten. Die Eigenanteile Beratungsstellen des Deutschen Arbeitskreises! In einer waren deshalb zum Teil recht hoch, man musste sich eine für den Verein und das Thema Mutter-Kind-Kuren pre- Kur damals also leisten können. kären Situation war 1984 die Idee umgesetzt worden, dem Verein eine Außenvertretung zu geben. Damals wur- Etwa 20 Kuren waren es im ersten Jahr in der Beratungs- den nach und nach sieben Beratungsstellen gegründet, stelle Stuttgart. Die Mütter, die selbstverständlich im um den Verein bekannt zu machen und natürlich die Rahmen der Nachsorge auch über die Kurzeit hinaus Belegung der Kurheime, wie sie damals hießen, zu betreut wurden, wurden mehr. Die Kurzahlen steigerten sichern. Die Stellen wurden mit SozialpädagogInnen sich bis zur Jahrtausendwende in allen Beratungsstellen oder Menschen aus ähnlichen Berufsgruppen besetzt. auf 200-300 Maßnahmen pro Jahr, bei maximal gleich- Damals wie heute geht es darum, den Kurinteressierten bleibenden Stundenzahlen. Die Kuren hießen nicht mehr eine möglichst gute Vorbereitung der geplanten Maß- Kuren, sondern stationäre Maßnahmen für Vorsorge- nahme anzubieten, dies unter Einbeziehung des persön- und Rehabilitation, außerdem waren 1997 die Väter hin- lichen Kontextes. Die Beratungsgespräche finden persön- zugekommen. Dass Väter gut in die Maßnahmen zu inte- lich oder telefonisch statt. Das Angebot ist kostenfrei grieren waren, zeigte sich schnell. Die Nachfrage war und und krankenkassenübergreifend. Neben dem Aufzeigen blieb aber gering und die Anzahl der „Stuttgarter“ Män- von Angeboten und Inhalten wird die Antragstellung ner stieg bisher nicht über 5 Prozent. übernommen, um die Kosten zu sichern, im Bedarfsfall auch die Unterstützung bei Widersprüchen. Die Beratungen wurden im Laufe der Jahre immer struk- turierter und effizienter. Neben der Abklärung der Kur- Heute liegt der gesetzliche Eigenanteil bei 220 EUR, die bedürftigkeit, sowie der Kurfähigkeit, waren die indivi- Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber, sowie die Frei- duellen Ziele wichtiger geworden. Die Kuren waren stellung vom Arbeitsplatz ist geregelt, ebenso die unge- zwischenzeitlich von vier auf drei Wochen gekürzt wor- kürzte Leistung über das Jobcenter. Wichtige Errungen- den, umso wichtiger war nun die Frage nach der optima- schaften, die im Laufe der Jahre erreicht wurden. Doch len Nutzung der Maßnahme. Die Devise war weniger, das war nicht immer so. Die Krankenkassen bezuschuss- sich auszuruhen und verwöhnen zu lassen, sondern eher ten die Kuren bis 1990 lediglich, was dazu führte, dass ressourcenorientiert herauszufinden, was die Nachhaltig- jede kurbedürftige Mutter ihre Einkommensverhältnisse keit im Alltag sichern könnte. offenlegen musste, um dann entsprechend einen Zu - 70

Die Mutter-/Vater-Kind-Maßnahmen waren zwar 1997 so häufig vertreten, die Anfragen von Familien, die mit zur Pflichtleistung geworden, doch leider blieb die Umset- ihren behinderten Kindern eine Maßnahme beantragen, zung durch die Krankenkassen davon nahezu unberührt. sind deutlich mehr geworden. Dies erfordert eine noch Ablehnungsquoten über 40 % im Jahre 2006 erschwerten größere Beratungskompetenz und Reflexionsvermögen, die Arbeit der Beratungsstellen sehr und es brauchte um den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. immer wieder ein hohes Maß an Durchhalte- und Durch- Die MitarbeiterInnen in den Beratungsstellen in Ham- setzungsvermögen, um die Widersprüche abzuwenden. burg, Berlin, Bremen, Stuttgart und Freiburg tragen Erst als 2008 die gesetzlichen Krankenkassen zur statisti- damals wie heute mit ihrer Präsenz vor Ort dazu bei, die schen Erfassung ihrer Antrags- und Bewilligungspraxis Konstanz des Vereins deutlich zu machen, Kontakte zu verpflichtet wurden, stabilisierte sich die Lage. halten und Neue aufzutun. Aber auch in anderer Hinsicht veränderte sich das Bild in den Beratungsstellen immer wieder. Die unterschiedlichen Dem Entgegenzutreten was kommt, mit neuen Heraus- gesellschaftlichen Phänomene zeigten sich deutlich in forderungen kompetent und engagiert umzugehen, das den Anliegen der Mütter und Väter. So hat sich beispiels- macht die Arbeit der Beratungsstellen aus. weise seit Anfang der 90-iger Jahre in der Beratungsstelle Stuttgart die Zahl der Berufstätigen verdoppelt. Fricka Schüle Menschen mit Migrationshintergrund sind heute fünfmal Dipl. Sozial Pädagogin Die Beratungsstellen des Deutschen Arbeitskreises für Familienhilfe e. V.: Beratungsstelle Bremen 28195 Bremen, Herdentorsteinweg 43 Tel. 04 21/17 03 24, Fax 04 21/1 65 34 73 E-Mail: bremen@ak-familienhilfe.de Beratungsstelle Berlin Beratungsstelle Stuttgart 10627 Berlin, Kantstraße 54 Tel. 030/31 35 32 0, Fax 030/31 01 32 84, E-Mail: berlin@ak-familienhilfe.de 70176 Stuttgart, Schloßstr. 71 Tel. 0711/62 60 22, Fax 0711/61 29 23 E-Mail: stuttgart@ak-familienhilfe.de Beratungsstelle Hamburg 22765 Hamburg, Max-Brauer-Allee 126 Tel. 040/38 61 46 37, Fax 040/32 8719 83 E-Mail: hamburg@ak-familienhilfe.de Beratungsstelle Freiburg / Kirchzarten 79106 Freiburg, im Familienzentrum Klara e.V., Büggenreuterstraße 12 Tel. 07661/93 21 0 E-Mail: freiburg@ak-familienhilfe.de 71

Arzt in einer Mutter-/Vater-Kind-Reha-Einrichtung Ein persönlicher Erfahrungsbericht von Dr. Ing. Dipl. Phys. Wolfgang Fengels Facharzt für Allgemeinmedizin Vorgeschichte Im Zuge meiner naturwis- senschaftlichen Forschungs- tätigkeit, nach der Promo- tion die Habilitation im Visier, nahm ich an einem für mich folgenschweren Seminar mit Forschern aus dem Fachgebiet der Werk- stoffkunde teil. Mir fiel unangenehm auf, dass sich die mittäglichen Pausengespräche ausschließlich nur mit technischen Details beschäftigten, eine Kommunikation und Kultur des Kennenlernens fand nicht statt. Nach einer bewegten Zeit in der Jugendbewegung (Pfadfin- der), in der die menschliche Kommunikation im Vorder- grund stand, beschloss ich spontan, den „Elfenbeinturm“ der Forschung zu verlassen und wieder in die Kommuni- kation mit Menschen einzusteigen. Ich beschloss Arzt zu werden, auch mit dem Anspruch, die Medizin unter Nut- zung des logischen Verstandes für die Menschen ver- ständlicher zu machen. Als Arzt in den Schwarzwald Nach Überwindung der Hürden des Medizinstudiums las ich eine Anzeige, in der für eine Eltern-Kind-Einrichtung, früher „Kurheime“ genannt, ein leitender Arzt gesucht wurde. Die gleichzeitige Niederlassung am Ort als Arzt sei gewünscht. Meine Frau hatte nichts dagegen, für z.B. vier Jahre vom Rheinland in den Schwarzwald zu wech- seln, dorthin, wo andere Urlaub machen. Daraus wurden bis jetzt 32 Jahre. Die Mischung aus Niederlassung als Allgemeinarzt und Honorartätigkeit in einer Eltern-Kind- Einrichtung war für mich ideal; so konnte ich meine Erfahrungen aus den beiden Bereichen kombinieren und insbesondere auch die wirtschaftliche Sichtweise, die der eigene Betrieb mit sich bringt, in die Betreuung der Eltern-Kind-Einrichtung und Beratung der Geschäfts- führung einfließen lassen. Das besondere Anforderungsprofil einer Eltern-Kind-Rehaklinik Das Grundmodul auf der die Betreuung bzw. Behand- lung einer erschöpften Familie beruht, basiert auf der „Psychosomatik“ und dem biodynamischen Ganzheits- denken. Neben den psychischen Belastungen stehen die Krankheitsbilder der Kinder im Vordergrund. Sowohl die Erwachsenen, als auch die Kinder leiden in der Regel bereits an Sekundärerkrankungen; meine Beobachtung: die Familien, die zu einem dreiwöchigen Aufenthalt anreisen, weisen heute einen immer schwierigeren Krankheitsgrad gegenüber dem Beginn meiner Tätigkeit auf. Bei den Erwachsenen (meistens die Mütter) stehen immer häufiger depressive Entwicklungen im Vorder- grund, bei den Kindern ADS bzw. ADHS Auffälligkeiten. Dies stellt eine besondere ärztliche Herausforderung dar und zog für mich eine Weiterbildung über mehrere Jahre nach sich: Zusatzausbildungen: - anerkannt durch Ärztekammer bzw. Berufsgenossenschaften - • Neuraltherapie 2 Jahre • Sportmedizin 3 Jahre • Kur und Badearzt 3 Jahre • Betriebsmedizin 4 Jahre • Sicherheitsfachkraft 2 Jahre • Ernährungsmediziner DAEM/DGEM 2 Jahre • Balinttätigkeit 3 Jahre • Psychosomatische Grundversorgung 3 Jahre • Anerkennung zum Facharzt für Allgemeinmedizin • Ausbildungsberechtigung für Allgemeinmedizin • Osteopathie Therapie Kurse und Schulungsberechtigungen: • Rückenschule • Asthmaschulung • Lärm-Kurs der BG (Gehöruntersuchungen) • Herz-Kreislaufschulung • Diabetikerschulung • Ernährungspsychologie Zusatzschwerpunkte der Kliniken und Ressourcen Die Klinik als „Alleskönner“ ist gewiss ein berechtigter Wunsch jeder Klinikleitung, um eine gute Belegung zu erreichen, aber nicht unbedingt sinnvoll, da Patenten und einweisende bzw. empfehlende Ärzte durchaus erkennen, ob in der jeweiligen Einrichtung qualifizierte Beratung bzw. Behandlung angeboten wird. In einer Zeit, wo die finanziellen Ressourcen durch Anforderungen des Gesetzgebers, der Krankenkassen oder des Qualitätsma- nagements unter der Auflage der Kostenneutralität belas- tet sind, ist wirtschaftliches Arbeiten existenz sichernd. 72

Hinzu kommen immer neuere Anforderungen hinsicht- lich der Arbeitssicherheit, der Hygiene, des Datenschut- zes, der Umsetzung europäischer Richtlinien und Aufla- gen der Gesundheitsämter, Berufsgenossenschaften und Gewerbeaufsichtsämter. Schließlich soll die Klinik auch noch zertifiziert und für die jährlichen Audits bereit sein. Natürlich müssen alle Diagnosen nach dem ICD Schlüssel erfasst werden. Daher empfiehlt es sich, neben dem Grundangebot der Psychosomatik lediglich nur noch zwei weitere Zusatzschwerpunkte anzubieten, um durch Einsparung von Ressourcen die Qualität in den Zusatz- schwerpunkten zu verbessern. Die Kunst der ärztlichen bzw. psychotherapeutischen Zurückhaltung Bedenkt man, wie kurz die effektiv zur Verfügung ste- hende therapeutische Zeit im Rahmen einer drei wöchi- gen Reha-Maßnahme ausfällt, so besteht die Kunst darin, die Patienten durch das eigene Fachwissen nicht zu erdrücken, sondern vielmehr zu versuchen, die eige- nen Ressourcen der Patienten freizulegen, damit sie nach der Rückkehr nachhaltige Lösungsmechanismen für Ihre Probleme bzw. Erkrankungen finden können. D.h. auch die Therapietiefe muss individuell auf die Patienten abgestimmt sein. Wird eine psychotherapeutische Nach- behandlung am Wohnort empfohlen, so muss eine dezi- dierte Angabe gemacht werden, was genau zu Hause therapeutisch angegangen werden soll. Allgemeine Überweisungen zur „Therapie“ sind nicht zielführend. Das gelungene Abschlussgespräch, der Erfolg der Reha-Maßnahme Die Erfahrung hat gezeigt, dass im Abschlussgespräch manchmal vom Patienten keine gute zusammenfassende Beurteilung erfolgt, möglicherweise, weil er sich aktuell über irgendetwas geärgert hat, eine akute Interkurrente Erkrankung nervt oder aber auch, dass die Erwartungs- haltung unrealistisch war. Daher sollten beim Abschluss- gespräch immer auch die einzelnen Facetten der Behand- lung abgefragt, beurteilt und im Entlassungsbrief festgehalten werden. Es kann auch sein, dass die Behand- lung anstrengend war, dann wird man erst langfristig erfahren, ob die Behandlung nachhaltig war. Hier wäre die Unterstützung durch die Krankenkassen hilfreich, wenn weniger für Wellness als vielmehr für Behandlungs- qualität geworben würde. Leider hindert der Kostenkata- log der Krankenkasse stationäre Leistungen und ambu- lante Leitungen miteinander zu kombinieren; so könnten auch ambulante nachgehende Behandlungsaktivitäten der Kliniken den Erfolg sichern. Nicht alle Patienten wohnen in einer Großstadt, wo ein differenziertes Behandlungsangebot zur Nachbetreuung bereit steht. Arbeitssicherheit, Gefährdungsbeurteilung und Gesund heit der Mitarbeiter Durch meine Ausbildung zum Betriebsarzt und Sicher- heitsfachkraft gelang es den Verbindungsbogen zwi- schen den beiden erlernten Berufen zu schließen. Seit 1997 werden die sechs Kliniken des Deutschen Arbeitskreises von mir sowohl als Betriebsarzt teilweise auch als Sicherheitsfachkraft betreut. Seitdem in der Gefährdungsbeurteilung der einzelnen Abteilungen auch psychische Belastungen aufzunehmen sind, lassen sich die arbeitsmedizinischen Vorsorgeunter- suchungen auch gerne dazu ausnutzen, ein Stimmungs- bild der Mitarbeiter zu erhalten, da ich ja mit allen Arbeitsgängen bestens vertraut bin. Mit Einverständnis der Mitarbeiter ist es so möglich, allgemein oder auch in ganz speziellen Fällen auf die Arbeitsgestaltung Einfluss zu nehmen. Weitere Schwerpunkte neben den arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen sind: • Wiedereingliederungsgespräche, • Arbeitsplatzbegehungen, • Beratung von schwangeren Mitarbeiterinnen bezüglich der Arbeitsplatzgefährdung, • Mitgestaltung des betrieblichen Gesundheits - managements (BGM), • Kommunikation mit Fachverbänden, Berufsgenossenschaften und Gesundheitsämtern • Überprüfung des Impfstatus von Mitarbeitern mit Infektgefährdung; Impfungen Bittere Pillen für Arzt und Kliniken Arzt und Personal sind zunehmend einem teils fachfrem- den „überbordenden“ Kontrollwesen und einer umfang- reichen Dokumentationspflicht ausgeliefert. Galten die Eltern-Kind-Einrichtungen früher als „Heime“ sind sie heute weitgehend Akutkrankenhäusern und deren Anforderungen gleichgesetzt. Was bleibt: Trotz Zunahme aller Verwaltungszwänge war und ist die Tätigkeit als Arzt in einer Eltern-Kind-Reha-Einrichtung fachlich ausfüllend. Es bleibt die Genugtuung, vielen belasteten und „festgefahrenen“ Familien geholfen zu haben, wieder mit Hoffnung in den Alltag zu gehen. Gesundheitsaufklärung ohne Schnörkel und Hilfe zur Selbsthilfe hat mir bis heute immer wieder Freude bereitet. Dr. Wolfgang Fengels 73

Energie- und Umweltmanagement Maßnahmen seit 2008: Jahr 2009: Klinik Münstertal Staufen: Einsatz Holzpellets-Anlage mit 300 kW Baukosten (in EUR brutto): 240.000 EUR Energiekosteneinsparung: 43.000 EUR/a CO2-Einsparung: 240 t/a Jahr 2009: Klinik Schuppenhörnle Feldberg, Energieeffizienzmaßnahme: Einsatz Flüssiggas-BHKW mit 20 kWel / 42 kWth zur Grundlastwärmeversorgung sowie Eigenstromversorgung; Baukosten (in EUR brutto): 72.000 EUR jährliche Stromproduktion: 115.000 kWh Eigenbedarfsabdeckung Strom: 55% CO2-Einsparung: 50 t/a Jahr 2010: Klinik Seefrieden Dahme, Neubau Apartmenthaus inkl. Schwimmbad+Sanierungsmaßnahmen im Bestand: Einsatz Erdgas-BHKW mit 34 kWel / 78 kWth zur Grundlastwärmeversorgung; Mittel- und Spitzenlast mittels Erdgas-Kessel Baukosten (in EUR brutto): 950.000 EUR jährliche Stromproduktion: 180.000 kWh Eigenbedarfsabdeckung Strom: 51 % CO2-Einsparung: 126 t/a Jahr 2011: Klinik Tannenhof Todtnauberg, Energieeffizienzmaßnahme: Sanierung Lüftungsanlagen im Bereich Schwimmbad+Therapie Baukosten (in EUR brutto): 145.000 EUR Energiekosteneinsparung: 13.000 EUR/a CO2-Einsparung: 13 t/a Jahr 2011: Klinik Münstertal Staufen, Sanierung Therapie-Bereich: Einsatz neue Lüftungsanlage Baukosten (in EUR brutto): 100.000 EUR 74

Jahr 2013: Klinik Ursee Lenzkirch, Neubau Apartmenthaus: Anbindung Neubau an vorhandene Holzpellets-Anlage Baukosten (in EUR brutto): 135.000 EUR Jahr 2016: Klinik Münstertal Staufen, Neubau Apartmenthaus+Sanierungs- maßnahmen im Bestand: Erweiterung Wärmeerzeugung um ein Erdgas-BHKW mit einer elektrischen Leistung von 22 kWel / 42 kWth; Umstellung Spitzenlastkessel von Heizöl auf Erdgas; Einsatz PV-Anlage auf Dach Neubau Baukosten (in EUR brutto): 730.000 EUR jährliche Stromproduktion: 170.000 kWh Eigenbedarfsabdeckung Strom: 51 % CO2-Einsparung: 23 t/a Energie-Leitlinien des Arbeitskreises: • Holzenergienutzung: Regionale Wertschöpfung, Ressourcen schonende und kostengünstige Wärmeversorgung • Eigen-Stromerzeugung durch Blockheizkraftwerke und PV-Anlagen: Dezentrale und effiziente Stromerzeugung direkt vor Ort • Steigerung der Energieeffizienz durch Sanierung von Lüftungsanlagen, Pumpen und Beleuchtungsanlagen Energiebilanzierung von 4 Kliniken im Schwarzwald (seit 2006): Klinik Tannenhof, Klinik Münstertal, Klinik Ursee+Klinik Schuppenhörnle • Ca. 70% des Gesamt-Wärmebedarfes werden über Holzpellets abgedeckt • CO2-Einsparung gegenüber Basis-Jahr 2005: ca. 550 Tonnen jährlich • 2011: Énergiekosten pro ÜB 3,37 / Energiekosten 2016: 2,84 EUR brutto -> Einsparung ca.15 % Entwicklung Brennstoff-Anteile der 4 Kliniken im Schwarzwald Entwicklung spezifische Energiekosten pro Übernachtung Frank Moosmann econzept Energieplanung GmbH, Freiburg 75

Engagement für mehr Gesundheit Betriebliche Gesundheitsförderung beim Deutschen Arbeitskreis für Familienhilfe e. V. Da Arbeit Teil des Lebens ist, wird sich durch eine bessere Arbeitsqualität auch die Lebensqualität verbessern. Wir wollen ein gesundes Älterwerden im Betrieb ermög- lichen und gezielt altersspezifische Belastungen abbauen. Wir wollen Freiräume und Beteiligung bei der Arbeit er- möglichen. Aufgrund der Gefährdungsbeurteilungen, Mitarbeiterbe- fragungen und Mitarbeitergespräche erhalten wir Infor- mationen, die wir nutzen wollen, um physische, psychische und soziale Belastungen der Mitarbeitenden zu verringern. D.h. nicht automatisch, das die Arbeitssi- tuation frei von Belastungen ist, sondern vielmehr geht es um ein richtiges Maß an Anforderungen sowie um das Vorhandensein, der für die Bewältigung der Aufgaben notwendigen Rahmenbedingungen. Bausteine zur Betrieblichen Gesundheitsförderung sind die Erholungsbeihilfe, JobRad, Zahlung von steuerfreien Zuschlägen bei nicht regulären Arbeitszeiten, Vorträge und Schulungen zu Stress, Achtsamkeit, Ernährung, Entspannung, Konflikten, Umgang mit Sucht, das Durch- führen von bewegungsfördernden Maßnahmen, Schulung von Führungskräften bzgl. Mitarbeiterführung, die betriebsärztliche Betreuung und die Betreuung durch die Fachkraft für Arbeitssicherheit und Sicherheitsbeauf- tragte, Maßnahmen des Arbeitsschutzes, des Betriebli- chen Eingliederungsmanagement. Dieser Prozess wurde Mitte 2017 begonnen und wird dauerhaft weitergeführt. Matthias Halsch Assistent der Geschäftsleitung Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) möchte die Gesundheit der Beschäftigten sowohl in den Fachkliniken und Beratungsstellen als auch in der Geschäftsstelle verbessern und den Verein insgesamt zu einem gesunden Betrieb weiter entwickeln. Gesund in dem Sinne, dass sowohl der betriebliche Erfolg als auch das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden Ziel der Vereinsführung ist. Es sollen Strukturen, Prozesse und Maßnahmen ent - wickelt und eingesetzt werden, die die gesundheits - förderliche Gestaltung von Arbeit, Organisation und dem Verhalten am Arbeitsplatz dauerhaft zum Ziel haben und den Beschäftigten wie dem Verein zugutekommen. Im besten Fall werden: Unfälle, Berufskrankheiten und Frühberentung vermieden, Arbeitsbelastungen verringert, die Krankheitstage sowie die Fluktuationsrate gesenkt, die Mitarbeiter langfristig leistungsfähig und motiviert erhalten, das Betriebsklima verbessert, die Arbeitszufriedenheit gesteigert. 76

Das Belegungsteam in Kirchzarten Kompetente Beratung am Telefon Belegungsabteilung • Die Belegungsabteilung ist die telefonische Zentrale der Verwaltung in Kirchzarten für unsere sechs Mutter-/Vater-Kind-Fachkliniken. • Unter der Hotline 0800 932 11 11 erreicht man unsere acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Montag bis Donnerstag von 8:00 bis 17:00 Uhr (Fr bis 16:00 Uhr). Der Beratungsprozess bei der Auswahl einer geeigneten Mutter - / Vater - Kind - Fachklinik umfasst: • Abklärung der medizinischen Indikationen, Anzahl, Alter und Therapiestatus der Kinder, Jahreszeit. • Berücksichtigung persönlicher Terminwünsche und Problematiken. • Beantwortung von Fragen zu den Bereichen Kin- der – und Jugendbetreuung, Behandlungen und Therapien, Schulungsprogramme, Verpflegung und Ernährung, räumliche Ausstattung, Lage und Anreise, Freizeit möglichkeiten etc. • Besprechung persönlicher Erwartungen und Vor- stellungen zum Kurablauf. • Telefonische Beratung von Müttern/Vätern, die Unterstützung bei der Beantragung einer statio - nären Maßnahme benötigen. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden? Welche Unterlagen werden benötigt? Welche Mutter-/Vater-Kind-Fachklinik ist aufgrund der Indikationen geeignet? • Bei Eltern von Kindern mit Behinderung Bespre- chung und Weiterleitung der Aufnahmeprüfung an die jeweilige Klinik. Bei Bedarf unterstützen wir beim Kurantrag. Wir freuen uns auf Ihre Spende Wir freuen uns, wenn Sie unsere Arbeit als Verein unterstützen. Spenden Sie, damit wir weiterhin kurbedürftigen Müttern und Vätern helfen können, neue Kräfte zu tanken und dem steigenden Druck der Mehrfach - belastung von Kindererziehung, Haushalt und Beruf zu entfliehen. Auch brauchen wir Unterstützung bei der Beschaf- fung von Hilfsmitteln für Kinder mit Behinderung. Vielen Dank! Deutscher Arbeitskreis für Familienhilfe e. V. 77